Wer sich intensiver mit alternativen Wohnformen beschäftigt, stolpert früher oder später über sogenannte Tiny Houses. Alle Infos rund um den Trend, die Bauart und personalisierte Gestaltungsmöglichkeiten von Tiny Houses erfährst du hier.

Das Thema des nachhaltigen Wohnens in den Mini-Häusern hat sich in den letzten Jahren zu einer richtigen Bewegung entwickelt. Immer mehr Menschen entscheiden sich für ein minimalistisches, nachhaltiges Leben in einem Tiny House. Wie hat sich die Bewegung eigentlich entwickelt, woraus werden diese Häuser gebaut und wie ist der aktuelle Stand in Deutschland? Hier bekommst du alle Infos über Tiny Houses und erfährst, was du beachten solltest, wenn du dir selbst eins kaufen möchtest.
Alles über Tiny Houses
Platzsparende Inspirationen für ein kleines Zuhause findet ihr auch auf otto.de:
Woher kommen die Tiny Houses?

Die Tiny-House-Bewegung hat ihren Ursprung in den USA. Dort galt es vor einiger Zeit noch als Nonplusultra, möglichst großzügig zu wohnen und große Häuser zu bauen, in denen man all seine Besitztümer unterbringen konnte. Doch gerade hier hat ein Sinneswandel stattgefunden: Denn große Häuser kosten viel. Sowohl beim Bau als auch in der Unterhaltung. Tiny Houses hingegen sind nicht nur günstig in der Anschaffung, auch der Energiebedarf ist sehr gering und durch die Verwendung umweltfreundlicher Technologien entsteht oftmals sogar eine positive Ökobilanz. Aber nicht nur das macht die kleinen mobilen Häuser so beliebt, sondern auch die Tatsache, dass viele Bewohner ganz bewusst ihr Leben vereinfachen möchten. Sie möchten sich ganz bewusst „verkleinern“, nicht mehr so viel besitzen, nur noch einen geringen ökologischen Fußabdruck hinterlassen und unabhängiger sein.
Die Bauweise von Tiny Houses

Das Material
Meist werden die Häuschen in Holzständerbauweise auf einem Trailer, also Pkw-Anhänger aufgebaut, damit man mobil ist. Sehr beliebt ist die Bauform mit einem Satteldach, unter dem sich meist die Schlafebene befindet. Es gibt mittlerweile zig verschiedene Varianten und Designs, die wirklich toll aussehen, eine super durchdachte Inneneinrichtung haben und längst nicht mehr mit dem provisorisch ausgebauten Bauwagen verglichen werden können.

Wo finde ich Baupläne?
Die Wohnfläche beträgt meist zwischen zehn bis zu großzügigen 55 Quadratmetern. Viele Baupläne findet man online, entweder kostenlos oder für kleines Geld. Natürlich kann man einen Bauplan aus den USA nicht eins zu eins in Deutschland umsetzen, weil die Vorschriften hierzulande meist anders und strenger sind, besonders wenn man das Haus auf einem Hänger aufbauen möchte.
Tiny Houses in Deutschland

Die Tiny-House-Bewegung ist seit einiger Zeit auch schon in Deutschland angekommen und in den letzten Jahren hat sich eine Menge getan. In vielen Städten entstehen Interessengemeinschaften und Vereine, die sich für die Entstehung von Tiny House Siedlungen und minimalistischem Wohnen einsetzen. Beispielsweise die Genossenschaft Ecovillage in Hannover, die ein zukunftsweisendes Ökodorf unter den Bedingungen einer Großstadt am Stadtrand entstehen lassen möchte. Auch Gemeinden und Kommunen außerhalb von Ballungsgebieten, die von Abwanderung in Großstädte betroffen sind, befassen sich mit Tiny Houses und Baugebieten für kleine Häuser. Sie haben das Potenzial erkannt, so neue Bewohner gewinnen zu können, bzw. die „Stadtflucht“ zu verhindern.

Das Tiny House Village Mehlmeisel im Fichtelgebirge ist so ein Paradebeispiel für eine bestens gelungene Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister und den Gründern des ersten Tiny-House-Dorfes in Deutschland. Etwas ganz Besonderes ist auch das in 2020 zum dritten Mal stattfindende Tiny House Festival in Karlsruhe. Auf der „New Housing“ werden viele verschiedene Tiny Houses zu besichtigen sein. Außerdem finden passende Workshops und Veranstaltungen statt. Kurzum: Die Tiny-House-Community trifft sich auf dem Messegelände, um sich auszutauschen, zu vernetzen und sich gegenseitig Tipps zu geben.

Ein weiterer guter Anlaufpunkt für mehr Infos rund um die Planung, den Bau und das Leben in einem Tiny House sind zudem verschiedene Youtube-Kanäle. Um ein paar Beispiele zu nennen: Nessa Ellesar hat in zahlreichen Videos den Bau ihres Tiny Houses dokumentiert und berichtet über ihren Alltag auf kleiner Wohnfläche. Möchtest du ein Tiny House selber bauen, solltest du Ilan und Anja von „The Tiny Difference“ folgen. Du kannst sie begleiten, wie sie sich den Traum vom eigenen kleinen Häuschen erfüllen. Max Green hat sich seinen kleinen Wohntraum schon erfüllt. Er lebt im Tiny House und gibt in seinen Videos hilfreiche Tipps, beantwortet Fragen und weist auf Vor- und Nachteile hin.
Vorteile und Nachteile von Tiny Houses

Tiny Houses haben durchaus viele Vorteile gegenüber größeren Häusern, aber auch ein paar Nachteile. Nicht für jeden sind die Mini-Häuser passend. Wir haben dir einmal die Vor- und Nachteile gegenüber gestellt.
Vorteile | Nachteile |
Die Bau- und Grundstückskosten sind geringer | Weniger Wohnraum |
Niedrige Unterhaltungskosten | Nur bedingt familientauglich |
Der „ökologische Fußabdruck“ ist kleiner | Keine Barrierefreiheit |
Mehr Mobilität & Flexibilität | Schwierige Stellplatzsuche & zeitintensives Genehmigungsverfahren |
Weniger Zeitaufwand für Haushalt und Wartung | Bauordnung und Bebauungsplan müssen eingehalten werden |
Was kostet ein Tiny House?

Du möchtest nach Abwägung aller Vor- und Nachteile in ein Tiny House ziehen? Dann stellst du dir mit Sicherheit die Frage, was so ein Vorhaben kostet. Pauschal lässt sich da kein genauer Preis festlegen. Wie hoch die Kosten für dein Tiny House letztendlich werden, hängt nämlich von einigen Faktoren ab:
- Bist du handwerklich fit, um das Haus selber zu bauen?
- Hast du den Platz und die Maschinen dafür?
- Welche Größe soll dein Tiny House haben?
- Soll es ein Tiny House on Wheels (ThoW) werden, also ein mobiles Haus auf einem Trailer oder soll es einen festen Stellplatz haben?
- Welche Materialien (ökologische Baumaterialien) möchtest du verwenden?

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, mit welchen Kosten du kalkulieren musst, geben wir dir ein paar Beispiele.
Rohbau-Haus:
Einen Rohbau, der einen Trailer, Bodenplatte, Holzkonstruktion und Wandverkleidung beinhaltet, bekommst du aufgebaut und fahrbereit mit TÜV Abnahme ab 17.950 Euro.
Ausbauhaus:
Ein Tiny House, bei dem du den Innenausbau selber erledigst, startet bei verschiedenen deutschen Anbietern ab ca. 25.000 Euro. Weitere Kosten entstehen durch Möblierung und Ausstattung je nach Wunsch.
Bezugsfertiges Tiny House:
Für ein schlüsselfertiges Haus, in das du sofort einziehen kannst, solltest du mit mindestens 45.000 Euro rechnen. Wie auch bei konventionellen Häusern gibt es keine Grenze nach oben. Du kannst für ein 25-Quadratmeter-Haus auch durchaus 84.000 Euro ausgeben. Bleibt als Fazit die Feststellung, dass du mit eigener Muskelkraft beim Selbstbau die Kosten deutlich senken kannst.
Rechtliches rund ums Tiny House

Der Bau eines Tiny Houses ist die eine große Herausforderung. Die nächsten Fragen, die sich vor, während und nach dem Bau stellen, sind: Wo stelle ich mein Häuschen hin? Ist ein dauerhaftes Wohnen in solch einem mobilen Haus in Deutschland überhaupt möglich? Vorab: Es gibt viele graue Theorien, was erlaubt ist und was nicht. Sowohl für den Aufbau an sich, als auch für den Stellplatz. Der beste Tipp kann hier nur sein, sich schon vor einem Bauvorhaben mit den entsprechenden Vertretern zu besprechen, zum TÜV, zur Gemeindeverwaltung etc. zu gehen und einfach nachzufragen, was gehen würde und was nicht.

Eine der besten Anlaufstellen für Infos bzgl. Baurecht und Baugenehmigungen findest du auf tiny-houses.de. Isabella hat dort alles Wissenswerte zusammengefasst und ist unermüdlich auf der Suche nach neuen Infos und Fakten. Wir können uns gut vorstellen, dass die Kleinst-Häuser-Bewegung hier bei uns in Deutschland noch viel größer werden wird. Trotz oder gerade wegen der hohen Bauvorschriften und Verordnungen. Es gibt sicherlich viele, für die ein Kleinst-Haus die ideale Lösung wäre.
Checkliste zu Tiny Houses

Ob ein Tiny House auf Dauer ein Ersatz für „richtige“ Häuser oder Wohnungen ist, hängt von einigen Faktoren ab und ist auch sehr individuell. Aber nichtsdestotrotz ist es in Zeiten von Klimawandel und Wohnungsknappheit eine nachhaltige, platzsparende Alternative. Bevor du dein Tiny-House-Projekt startest, solltest du dir ein paar Punkte genauer ansehen:
- Größe und Grundriss des Tiny Houses festlegen
- Variante wählen: mobiles oder feststehendes Haus
- Stellplatzrecherche
- Hersteller-Check (Messen und Hersteller besuchen)
- Strom, Wasser, Heizung: autark oder Anbindung an vorhandene Versorger
- Selber bauen oder bauen lassen?
- Wenn Stell- bzw. Bauplatz vorhanden: Anlieferung/Transportwege checken
- Finanzierung/Gespräche mit Banken
- Minimalisierung: vorhandene Wohnung „ausmisten“
- Versicherungscheck: Wer versichert dein Tiny House?
Wenn du diese Checkliste abgearbeitet hast, steht deinem Tiny-House-Projekt so gut wie nichts mehr im Weg.
alle Kommentare anzeigen (7)
Damit kann die dt Buerokratie nichts anfangen. Ausser die Idee kaputtzuregulieren.
Ein Fall fuer Baumann & Clausen, den ‚rathaus-amigos‘
Ist immer das gleiche mit Deutschland. Jede noch so gute Initiative wird in völlig unnötigen Vorschriften erstickt oder so verteuert dass es keinen Sinn mehr macht. Ein trauriges Land. Zum Glück habe ich das schon vor 30 Jahren erkannt und diesem Land den Rücken gekehrt. Seitdem gibt es für mich kein „Geht nicht“ mehr.
Abwarten und Tee trinken. Die Behörden finden schon Auflagen, wenn niht,“erfinden“ sie welche.
Die Bandbreite ist unermesslich. Allein die Definition, ob es ein Haus oder Wohnwagen ist und welche Gesetze und Regelungen zuständig sind. Im deutschsprachigen Raum gilt die Formel; das haben wir noch nie gehabt und ausserdem…..
Natürlich wird es nicht immer einfach sein, da hast du Recht. Aber die Idee der Tiny Houses ist wirklich toll – da muss man optimistisch bleiben und sich dafür einsetzen, auch wenn damit natürlich jede Menge (ökologisch fragwürdiger) „Papierkram“ verbunden sein sollte 😉 .
Liebe Grüße vom re:BLOG-Team
Warum so eine Holzkonstruktion und nicht gleich einen Wohnwagen ?? Der ist zumindest für Transporte zugelassen. Und wie sähe es mit Strom, Gas,Wasser und Abwasser aus? Also doch auf einen Campingplatz?? Wohl kaum eine gansjahreslösung!
Lebe seit 26 Jahren minimalistisch, seit 3 Jahren in einem umgebauten Pferdeanhaenger mit sehr guter Isolierung und einfachster -weil leichter- Moeblierung, die auf das absolut Notwendigste beschraenkt ist, mit klappbarer Terrasse direkt am Strand. So kann ich den Haenger mit einem Smart forfour ziehen und spare am Auto ebenfalls. Habe Solarenergie mit Stromumwandler, lebe auf nur 6 m2 mit Doppelsofa, Piano, Drumset, Saxophonen und Gitarre. Lebe von Musik und Malerei. Kann mir ein besseres Leben garnicht mehr vorstellen. Bin auf Facebook unter BERNARD ARTS zu finden, falls sich jemand interessiert.
Toller Artikel! Bin auch vor ein paar Tagen auf die Bewegung aufmerksam geworden und bin begeistert. Die Begeisterung dafür teilt mein Partner allerdings eher nicht…
Bin gespannt, wie sich das in Deutschland so entwickelt und ob nicht mal auch ein paar Österreicher sich kreativ um die strengen Bauvorschriften bewegen wollen. Mobile Kleinsthäuser kann ich mir zwar auch nicht so recht vorstellen (zumindest nicht als Dauerlösung), doch mit 55 qm könnte ich mich durchaus anfreunden. Und das ist gegenüber den üblichen Hausgrößen ja immer noch sehr klein.
Liebe Grüße, Daniela