Sommer, ick hör dir trapsen! Die Bäume sind grün, die Knospen öffnen sich und die ersten Abende können in Biergärten verbracht werden. Spätestens jetzt ist es an der Zeit, die Festivalsaison 2015 einzuläuten und zu planen!
Doch wie gestalten wir unsere hedonistische Feierei mit möglichst geringem ökologischen Fußabdruck? Festivals sind leider ziemliche Klimakiller: Zumeist wird an Orten, an denen nicht viel vorhanden ist, eine große Infrastruktur aufgebaut. Mit Generatoren, temporären Straßen und vielem mehr. Außerdem reisen jede Menge Menschen an und hinterlassen jede Menge Müll.

Es gibt mittlerweile einige grüne Festivals, die sich in Sachen Nachhaltigkeit engagieren. Dennoch entstehen immer riesige Müllberge und der CO2-Ausstoß ist immens. Hier kommen ein paar Ideen für einen bewussteren Festivalbesuch. Wem das alles zu viel ist, sollte nicht direkt den Kopf in den Sand stecken, sondern sich vielleicht einen Punkt rausnehmen und mit dem anfangen. Kleine Schritte sind besser als keine!
Wie könnt ihr auf Festivals grüner feiern?
Ob beim Packen, bei der Fahrt hin zum Gelände oder bei der Verpflegung während des Festivals. An vielen Punkten könnt ihr selbst etwas ändern und verbessern.
Welche Festivals sind grün?
Aber nicht nur ihr könnt etwas tun, die Festivals denken sich auch immer mehr aus. Sie sind bemüht, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern und das Festival grüner zu gestalten. Hier ein paar Highlights was Nachhaltigkeit bei Festivals angeht:
Wer hat von meinem Tellerchen gegessen: Ernährung
Meist geht der Gang zum Festival mit einem hohen Müllaufkommen einher. Dabei muss das gar nicht sein. Wer sich eine große Büchse mitbringt, kann sich das Essen an den Essenständen hinein füllen lassen, ohne immer wieder Einweggeschirr zu benutzen. Gleiches gilt für Trinkbecher. Auch das Grillen am Zelt kann mit etwas Planung ohne viel Plastik von statten gehen. Ihr werdet sehen, wie viel schöner und aufgeräumter es dadurch auch bei euch am Zelt wird. Trotzdem entstandener Müll wird am besten direkt in eine Tüte gesammelt und entsorgt. All die Kronkorken und kleinen Plastikteile tun dem Boden nicht gut.

You´ve got the Look: Outfits
Schnell noch billig Klamotten schießen, um sich noch ein paar coole Outfits für das langersehnte Wochenende zu kaufen ist nicht nachhaltig. Wem nach neuen Styles für das Festival ist, schaut am besten im Second-Hand-Laden nach ein paar Schmuckstücken, bei denen es dann vielleicht nicht ganz so drauf ankommt, ob sie dreckig werden. Auch ein Blick in den reSHOP lohnt sich!
Keep it simpel: Hygiene
Wer sich am Zelt die Zähne putzt und Hände wäscht, benutzt am besten biologisch abbaubare Produkte, um das Feld nicht so sehr zu belasten. Auch kommt man ohne Einwegtücher aus und kann einen Waschlappen mitnehmen, der bei Bedarf nass gemacht werden kann. Für die Mädels: Menstruationstassen sind eine müllfreie und angenehme Alternative zu Tampons und Binden – nicht nur während Festivals.
Sharing is caring: Leihen statt Kaufen
Es fehlt noch was zum perfekten Festivalglück? Vielleicht kann das fehlende Zelt, die Satteltasche fürs Fahrrad oder das Paar Gummistiefel ja von Freunden geliehen werden. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern auch Geld.

Telefontipp: Handy und Ladegerät
Natürlich wollen wir auch vom Festival aus fleißig instagramen, Fotos machen und mit der zurückgebliebenen Freundin Nachrichten austauschen. Da die Smartphone-Akkus meistens ganz schön schnell den Geist aufgeben, muss nachgeladen werden. Hierfür bieten sich Solar-Charger an. Die sind mobil und laden sich von selbst auf.
Müll
Nehmt euch Müllsäcke mit. Auf vielen Festivals gibt es auch Müllsäcke, die man für fünf Euro kaufen muss und das Geld wieder bekommt, wenn man den Sack voll abgibt. Oft hat man aber auch darüber hinaus noch Müll. Und wenn ihr euer Zelt nicht mehr braucht, baut es doch bitte trotzdem ab und entsorgt es entsprechend – das muss doch sonst jemand anderes für euch machen.

An- und Abreise
Wie kommt ihr am besten zum Festival eurer Wahl? Oft fahren Züge, teilweise sogar Sonderzüge, und immer gibt es Shuttles zum nächstgelegenen Bahnhof. Wenn man seinen Rucksack halbwegs sinnvoll packt, reicht das auch locker für das Wochenende und man hat nicht viel zu schleppen. Außerdem muss man beim Zug fahren niemanden auslosen, der fahren muss. Sollte das Mittel zum Zweck doch das Auto sein, bietet es sich an, Fahrgemeinschaften zu bilden. So sind weniger Autos unterwegs und man kann sich die Kosten teilen. Guter Deal! Was zu vermeiden ist, ist die Nutzung eines Flugzeuges – die sind nun wirklich Klimakiller Nummer eins.
Natur
Viele Festivals liegen inmitten der Natur. Je weniger Müll in den Seen und Wäldern landet, desto besser. Auch ist es durchaus sinnvoll, die vom Festival bereitgestellten Toiletten zu nutzen und nicht die Wälder.

Melt!-Festival
Das Melt!-Festival arbeitet seit ein paar Jahren eng mit der Green Music Initiative zusammen und hat die eigene Rubrik M!ECO ins Leben gerufen. So gibt es mittlerweile beispielsweise eine Solaranlage in Ferropolis, die Strom für das Melt! produziert. Der Becherpfand soll dafür sorgen, dass die Becher nicht herumfliegen, sondern abgegeben werden. Wer hierbei noch etwas Gutes tun will, wirft sie in die Tonnen von Viva con Agua und spendet somit für Trinkwasserprojekte auf der ganzen Welt. Auch was Mobilität angeht, bietet das Melt! einige Alternativen zum Auto und hat sogar eine eigene Mitfahrbörse. So kann man zum Beispiel ein Ticket für den Mixer Train buchen, der von Köln über viele Zwischenhalte direkt bis aufs Festivalgelände fährt.

Fusion
Ich muss gestehen, auf diesem sagenumwobenen Festival noch nie gewesen zu sein. Könnte daran liegen, dass ich Stromgitarrenmusik einfach besser verstehe, als elektronische. Muss aber ein tolles Festival sein, das auch in Sachen Umweltschutz gute Ideen hat. So gibt es beispielsweise kein Fleisch zu kaufen, alle Stände sind vegan oder vegetarisch. Und: Es gibt ausschließlich filterlose Zigaretten zu kaufen (Zigarettenfilter sind nämlich gar nicht gut für die Umwelt und brauchen ewig, um zersetzt zu werden). Zusätzlich kann man Aschenbecher für die Handtasche käuflich erwerben, um wirklich keinen Zigarettendreck zu hinterlassen. Klingt alles sehr nett, weitere Eindrücke könnt ihr in Julias verliebtem Artikel von vor drei Jahren lesen.

Wer aufs Rauchen nicht verzichten kann, kann aber dafür sorgen, dass die Zigarettenfilter nicht überall herumliegen.
Maifeld Derby
Das Maifeld Derby geht 2015 in die fünfte Runde und mausert sich mehr und mehr zu einem coolen Indie-Tipp. In Sachen Nachhaltigkeit ist es auf jeden Fall ganz vorne mit dabei. Letztes Jahr haben sie den Greener Festival Award von der Green Music Initiative gewonnen, dieses Jahr geht es grün und nachhaltig weiter. Das Festival wird komplett mit Ökostrom betrieben und arbeitet mit LED-Lampen statt Glühbirnen (überall, wo das möglich ist). Außerdem gibt es eine vom Festival organisierte Fahrradtour zum Gelände und ein reichhaltiges vegetarisches und veganes Essensangebot. Auch das Festival-Merchandise wird umweltfreundlich und alle Drucksachen klimaneutral produziert. We like!
Open Source Festival
Das eintägige Festival bei Düsseldorf hat gar keinen Camping-Bereich. Der benötigte Strom wird über Naturstrom bezogen und zusätzlich kompensiert. Alle Drucksachen werden klimaneutral und auf Recycling-Papier gedruckt. Eine Bühne wurde im Rahmen eines Architektur-Wettbewerbes unter Berücksichtigung von nachhaltigen Aspekten komplett aus Holz erstellt.

Tollwood Festival
Kein Camping, aber einen Monat lang tolle Veranstaltungen und Konzerte in München.
Tollwood gibt es bereits seit 1988 und hat sich von Anfang für Umweltbewusstsein eingesetzt. Die Festivalgastronomie ist Bio-zertifiziert und es gibt viele Aktionen für Kinder. Hier wird mit gutem Beispiel vorangegangen.
Chiemsee Summer
Hochkarätiges Line-Up und einige spannende Ideen zum Thema Umweltschutz: Das Gastrokonzept hat keinen klassischen Festivaltrash im Angebot, sondern viele spannende und müllarme Foodstände, die die Besucher mit frischem Essen versorgen. Außerdem gibt es einen „Grüner Wohnen“-Bereich, Pfandbecher und Wasser von „Viva con Agua“. Wer Essen übrig hat, kann es beim Tausch-Dich-Satt-Zelt abgeben oder gegen andere Lebensmittel eintauschen. Was am Ende übrig bleibt, geht an die Tafel. Alle Holzwege sind aus heimischen Hölzern gefertigt und das ganze Festival wird mit Ökostrom betrieben.

Highfield Festival
Das Highfield Festival in Leipzig hat sich unter der Rubrik „Grün Rockt“ einiges einfallen lassen, um das Festival nachhaltiger zu gestalten. Es gibt einen „Grüner Wohnen“-Bereich und ein Food-Sharing-Zelt, das nach dem gleichen Prinzip funktioniert wie beim Chiemsee Summer. Wer zu faul ist, seinen Pfand abzugeben oder etwas Gutes tun möchte, kann die Becher in die großen „Viva con Agua“-Tonnen werfen, der Erlös wird dann in Wasserschutzprojekte investiert. Alle eingesetzten Reinigungsmittel sind mit dem blauen Engel zertifiziert und am Montag macht der Trashmob eine Runde, um dem auf dem Zeltplatz liegen gebliebenen Müll sorgfältig an den Kragen zu gehen.
An diesen Beispielen sieht man doch ganz gut, wie viel die Festivalbetreiber tun können, um die Ökobilanz ihrer Veranstaltungen erheblich zu verbessern. Wir sagen – los geht es, ihr anderen Festivals, und macht mit! Green Camping Flächen klingen erst mal schön, sind doch aber eher Augenwischerei und ein minimalster Beitrag. Wir sind gespannt auf die kommenden Jahre und viele neue grüne Ideen und Ansätze.
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