Sophia Hoffmann ist eine Macherin. Da wird nicht lange geschnackt, sondern eben angepackt und ausprobiert. Das gilt im Leben bei der veganen Köchin ebenso wie in der Küche. Die 1980 geborene Münchnerin hat als DJ aufgelegt, Partys veranstaltet, in einer Band gesungen und als freie Journalistin gearbeitet.
Im Jahr 2011 kündigte sie ihren letzten Nebenjob und beschloss, sich selbstständig zu machen, um endlich ihre Leidenschaften zum Beruf zu machen. Sie begann, einen Blog zu schreiben. Anfangs ging es um das Teilen von Fotos, persönlichen Texten und Rezepten, nach und nach ging es nur noch um Food. Den Startschuss zum veganen Kochen hat ein Dinner gegeben, das sie 2012 veranstaltet hat. Damit ist sie dann in Serie gegangen und nach und nach wurde ein Fulltime-Job daraus. Sie hat ein Gewerbe angemeldet, in Restaurantküchen geschnippelt, Praktika im Food-Bereich gemacht und ihre Arbeit immer weiter professionalisiert.
Vegan, nachhaltig und feministisch
Im Jahr 2014 erschien ihr erstes Kochbuch „Sophias Vegane Welt“, seit 2015 gibt es einen eigenen Food-YouTube Channel unter dem gleichen Namen. 2016 folgte das zweite Buch „Vegan Queens“, das neben 10 Menüs, inspiriert von ihren Dinner-Abenden, auch 10 Gastro-Unternehmen vorstellt, die von Frauen geführt werden. Feminismus und pflanzliche Küche, kreativ und inspirierend umgesetzt.
Ich habe Sophia letztens getroffen und ihr ein paar Fragen zu sich und ihrem Leben gestellt.
Warum bist du vegan?
In den letzten Jahren habe ich sehr viel Zeit damit verbracht, Menschen zu erklären warum ich vegan lebe und warum das eine der besten Entscheidungen meines Lebens ist. Manchmal bin ich dessen müde, denn wir alle kennen die Gründe, sie liegen auf der Hand. Wir wissen, dass es für unseren Planeten, unsere Gesundheit und für andere Menschen und Lebewesen besser wäre so wenig tierische Produkte wie möglich zu konsumieren. Fakt. Aber „nur vegan“ ist mir zu wenig, im Grunde geht es im Kern um Nachhaltigkeit. Weniger und besser konsumieren.

Hast du eine Mission?
Ich möchte mehr Menschen einen bewussteren Konsum nahebringen und mit meinen Gerichten möchte ich einfach leckere tierfreie Alternativen aufzeigen. Das geht auch über das Thema Ernährung hinaus – Mode ist da zum Beispiel auch ein ganz wichtiges Thema, Müllvermeidung. Außerdem möchte ich Menschen dazu motivieren, selbst zu kochen, sich damit etwas Gutes zu tun. Ich will Spaß am Kochen und Essen vermitteln. Dass das auch mit Lebensmittelresten geht, erkläre ich bei meinen „Zero Waste Cooking“ Workshops, die ich regelmäßig halte, den nächsten Termin gibt es im Dezember bei der von Greenpeace organisierten „Making Something Week“ in Berlin.
Was findest du toll an Social Media?
Wie einfach es ist, ein Projekt aufzuziehen und eine hohe Reichweite zu erzielen. Gemeinsam mit der Blogfabrik habe ich beispielsweise vor Weihnachten 2015 das Flüchtlingshilfsprojekt #helpdonthate gestartet. Wenn 30 Blogger sich zusammentun, erreicht man sehr viele Menschen. So konnten wir über 22.000 € für verschiedene Hilfsprojekte sammeln. Das wäre ohne Facebook und Co. nie so erfolgreich verlaufen. Vor einer Weile habe ich angefangen auch politische und gesellschaftliche Themen über meine Kanäle zu teilen. Gleichberechtigung, soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz, das alles gehört für mich dazu.
Und was nervt an Social Media?
Die Hasskultur. Sobald es anonym ist, scheinen einige Menschen alles zu vergessen. Teilweise sind die Kommentarspalten echt nicht tragbar. Ich finde es total daneben, dass auf Facebook beispielsweise jeder Hetze, Beleidigungen und Diffamierung betreiben darf und das nur in Ausnahmefällen gelöscht oder geahndet wird, aber im Gegenzug werden weibliche Nippel zensiert auch wenn sie etwa in einem non-sexuellen Kontext erscheinen. Free the Nippel!


Was ist deine aktuelle Lieblingszutat?
Tahini. Ich liebe die vielseitige und dabei auch noch irrsinnig gesunde Sesampaste aus Zutat um Soßen cremig zu verfeinern. Süß und herzhaft einsetzbar und sooooo lecker.
Gibt es etwas, das du kulinarisch vermisst seit du vegan lebst?
Manchmal Käse. Insbesondere Gorgonzola. Ich warte auf den Tag an dem es eine zufrieden stellende pflanzliche Version gibt.
Deine drei Lieblingsgemüse?
Schwierige Frage, es gibt so viele tolle Gemüse. Ich sag mal Kartoffeln, Auberginen, Rote Bete.
Was ist das tollste Kompliment, das du bisher erhalten hast?
Ich habe mal eine E-Mail von einer Frau erhalten, die unter Depressionen leidet. Sie schrieb, dass mein Buch sie sehr aufmuntert und ihr viel Freude bereitet. Das hat mich sehr berührt. Um als ich über meine Erfahrungen mit sexueller Gewalt geschrieben habe, war das Feedback von ebenfalls betroffenen Frauen enorm. Das motiviert mich auch weiterhin über das Thema zu sprechen. Wir müssen alle mithelfen, dass sich gesellschaftlich etwas ändert.

Mit wem würdest du gerne mal kochen?
Mit der New Yorker Köchin Gabrielle Hamilton – sie ist zwar nicht vegan, hat aber eine sehr nachhaltige Küchenphilosophie und verwertet in ihrem Restaurant „Prune“ wirklich konsequent alles. Eine beeindruckende Frau!
Für wen würdest du gerne mal kochen?
Viel öfter für meine Eltern! Sie leben in München, ich in Berlin. Wir telefonieren häufig und reden so viel übers Essen, aber leider sehe ich sie nicht so oft. Es wird Zeit, das mal wieder gemeinsam zu tun.
Was ist dein misslungenstes Experiment?
Tja, ich habe in in letzter Zeit viel mit Aquafaba experimentiert, das ist Kichererbsenwasser, das sich zu Eischnee aufschlagen lässt. Da ist auch immer mal wieder was schief gegangen. Aber ich koche nach der Devise „trial and error“ – nur wer wagt, gewinnt.
Das letzte Wort gehört dir!
Seid lieb zueinander! Liebe siegt. Hass hat noch nie irgendwelche Probleme gelöst.
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Love Vegan Style!!