Ob Schokolade, Kosmetik oder Brotaufstriche – Produkte mit Palmöl gibt es zu Hauf in jedem Supermarkt. Was das für den Regenwald bedeutet und welche nachhaltigen Alternativen es gibt, erfährst du hier.

Warum ist Palmöl schlecht? Antwort darauf gibt der wohl berühmteste Anti-Palmöl-Spot, der erst kürzlich 10-jährigen Geburtstag feierte. Zu sehen ist ein Büromensch, der zur Pause einen Riegel aufbricht. Statt in Schokolade beißt er jedoch in einen Orang-Utan-Finger. Greenpeace griff Nestlé 2010 mit diesem Spot an, weil der Ernährungskonzern seinen Riegel Kitkat mit Palmöl produzierte, gewonnen von indonesischen Plantagen, für die die letzten Regenwälder des Landes abgeholzt wurden. Der Urwald, Lebensraum der stark bedrohten Orang-Utans, geht damit für immer flöten. Niemand möchte dazu beitragen und nachhaltig denkende Zeitgenossen suchen seither nach alternativen Produkten zum Palmöl. Wie wird Palmöl heute gewonnen, wie gesund und umweltverträglich ist es, wie kann man Palmöl vermeiden oder ersetzen?
Produkt-Check: Woher kommt Palmöl?

Wer sich mit dem Zusammenhang von Regenwald-Abholzung und Klimawandel beschäftigt, stößt immer wieder auf das Stichwort Palmöl. Die Ölpalme stammt ursprünglich aus den Regenwäldern Westafrikas. Schon dort wurde der ertragreiche Baum als Nutzpflanze in der Landwirtschaft eingesetzt. In Europa wurde von der Ölpalme erstmals im 15. Jahrhundert berichtet. 400 Jahre später fand die Ölpalme ihren Weg nach Südostasien. Dort wurde sie ab 1911 in Indonesien und ab 1919 in Malaysia angebaut. Heute zählen diese beiden Länder zu den größten Palmöl-Produzenten der Welt und besitzen zusammen einen Weltmarktanteil von mehr als 80 Prozent. Die Folgen für den Regenwald in diesen Ländern sind verheerend, denn der Konsum und damit die Produktion von Palmöl steigt weltweit immer weiter. Seit 2002 hat sich der weltweite Verbrauch von Palmöl laut USDA Foreign Agricultural Service von knapp 27 Millionen Tonnen auf über 74 Millionen Tonnen jährlich fast verdreifacht. Aber warum?
Palmöl: Liebling der Industrie und der Verbraucher

Palmöl ist genial. Es ist geruchs- und geschmacksarm und besonders wegen seiner besonderen Hitze– und Oxidationsstabilität beliebt. Bei Zimmertemperatur ist Palmöl fest und sorgt daher in vielen Lebensmitteln für eine besondere Cremigkeit. Das Wunderfett dient daher als Schmierstoff für Kuchen, Eis, Süßigkeiten oder Tiefkühlpizza und ist inzwischen in jedem zweiten Supermarkt-Produkt enthalten. Neben dem Lebensmittelbereich wird Palmöl auch in Kosmetik-Produkten genutzt und dem Biodiesel beigemischt. Außerdem hat die Ölpalme einen besonders hohen Ertrag. Dieser ist viel höher als bei Raps-, Soja- oder Sonnenblumenöl. Das macht die Ölpalme zu einer ertragreichen Pflanze, die im Vergleich zu den anderen Ölpflanzen einen geringeren Flächenverbrauch hat. Aber was genau ist das Problem?
Warum ist Palmöl schlecht?

Zwar hat Palmöl einen geringeren Flächenverbrauch als andere Pflanzen, doch der weltweite Bedarf wächst und wächst. Heute ist Palmöl das am meisten produzierte Pflanzenöl der Welt. Besonders gut wächst die Ölpalme in tropischen Breiten, in denen auch Regenwälder wachsen. Das ist die Hauptursache für die Dezimierung des Regenwaldes in Malaysia und Indonesien, denn neue Landwirtschaftsflächen müssen geschaffen werden. Daraus resultieren weitere Probleme. Zum einen wird der Lebensraum bedrohter Arten wie Orang-Utan, Sumatra-Tiger, Nebelparder und anderen Lebewesen kleiner, zum anderen werden durch Brandrodungen riesige Mengen CO2 freigesetzt. Besonders viele Treibhausgase gelangen in die Atmosphäre, wenn Torfwälder verbrennen. So entstehen in der Gesamtrechnung sagenhafte 10 bis 30 Tonnen CO2 bei der Produktion einer Tonne Palmöl. Es ist ein Teufelskreis: Fehlen die Regenwälder, sinkt auch die Photosyntheseleistung der Erde und Klimaphänomene wie El Niño werden verstärkt. Übrigens: Seit 1990 wurde in Indonesien eine Regenwaldfläche fast so groß wie Deutschland zerstört.
Ist Palmöl ungesund?

Nein, Palmöl ist sogar gesund, wenn es schonend gewonnen wird. Die Ernährungswissenschaft unterscheidet zwischen wertvollen und weniger wertvollen Fetten. Palmöl enthält zwar vorwiegend gesättigte Fettsäuren, die der Körper sowieso ausreichend zur Verfügung hat. Aber: Im Gegensatz zu anderen Fetten kann Palmöl flüssige Öle in hohem Maß binden – und damit viele ungesättigte Fettsäuren. In cremigen Brotaufstrichen mit hohem Nussanteil, wie beispielsweise in Nuss-Nougat-Cremes, ist das der Fall. Palmöl sorgt dafür, dass das nusseigene Öl nicht nach einiger Zeit auf der Oberfläche schwimmt und die weiche Konsistenz der Creme erhalten bleibt und das ohne Zusatzstoffe. Außerdem kann das Antioxidans Carotin, das dem Palmöl die hellorangene Farbe verleiht, im Körper in Vitamin A umgewandelt werden. Dieses hat positive Auswirkungen unter anderem für die Sehkraft, ein gutes Immunsystem und die Hautbildung. Palmöl enthält darüber hinaus einen hohen Anteil an Vitamin E. Bemerkenswert: Das Palm-Vitamin E setzt sich in hohem Maß aus Wirkstoffen zusammen, die für ihre besonders starke antioxidative Wirkung bekannt sind. Außerdem gelten diese Stoffe, Tocotrienolen genannt, als gesundheitsförderlich. Sie senken nachweislich die Cholesterinwerte. Bleibt die Frage: Wie kann es gelingen, Palmöl umweltverträglich zu produzieren?
Gute Palmöl-Produktion: Was kannst du tun?

Von etwa 74 Millionen Tonnen Palmöl importiert Deutschland 1,8 Millionen. Der deutsche Anteil ist damit nicht bedeutend hoch, aber auch nicht verschwindend gering. Palmöl ist ein wichtiges Landwirtschaftsprodukt. Du sollst es nicht komplett boykottieren, aber ein gesundes Ziel ist es, den Verbrauch zu reduzieren.
- Versuche Produkte zu kaufen, die kein Palmöl enthalten. Als Alternativen zu Nutella gibt es beispielsweise Nocciolata, die Creme des italienischen Herstellers Rigoni di Asiago, eine Crunchy Creme von Ovomaltine, vegane Schokocreme von Keimling, Nudossi im Glas ohne Palmöl, eine Schokocreme von Rapunzel, enerBiO Nuss-Nougat-Creme und Gepa Bio Cocoba Crème.
- Wenn du Produkte mit Palmöl kaufst, achte darauf, dass das verwendete Palmöl ökologische Mindeststandards z.B. von der Palm Oil Innovation Group (POIG), dem Roundtable of Sustainable Palm Oil (RSPO) oder dem Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) erfüllt.
- Schau dir den Palmöl-Check vom WWF oder die Palmöl Company Scorecard von Greenpeace (englisch) an und versuche, möglichst bei/von Unternehmen zu kaufen, denen ökologische Palmöl-Standards wichtig sind.
- Verwende lieber frische Lebensmittel statt Fertigprodukte und überprüfe, ob du vielleicht weniger fettige und süße Lebensmittel essen kannst.
- Iss weniger Fleisch, denn auch in vielen Fleischprodukten ist Palmöl enthalten.
Fazit: Umgang mit Palmöl

Auch beim Palmöl gilt: Alles ist nicht ganz so einfach, wie es zunächst scheint. Denn das Produkt Palmöl an sich ist sehr effizient und bei schonender und mäßiger Produktion auch gesund. Die Lösung, gar keine Produkte mit Palmöl mehr zu konsumieren, ist auch deshalb nicht der goldene Weg, weil man genau hinschauen muss, wo denn die Alternativen für das Palmöl in den verwendeten Produkten herkommen und wie sie hergestellt werden. Es gibt Bio-Hersteller, die nur umweltverträglich produziertes Palmöl verwenden, deren Konsum ist für nachhaltig denkende Verbraucher sinnvoll. Und selbst Konzerne wie Ferrero, der Hersteller von Nutella, haben auf die Verwendung von umweltzertifiziertem Palmöl umgeschwenkt. Aber an einer Reduzierung des Palmöl-Verbrauches führt trotzdem kein Weg vorbei. Wenn der Verbrauch weiter steigt, wird die Erde bald ohne Regenwälder auskommen müssen und die Frage lautet: Kann sie das überhaupt?
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