Wenn Tassen oder Teller kaputt gehen, heißt das nicht, dass du sie wegwerfen musst. Mit der japanischen Kintsugi-Tradition lassen sich Keramik und Porzellan wieder reparieren.

Schnell ist es passiert: Beim Spülen rutscht einem die feuchte Tasse aus der Hand und zerbricht in mehrere Teile. Ein Fall für die Mülltonne? Nein, denn du kannst aus den Scherben wieder eine ganze Tasse machen. Porzellan und Keramik lassen sich nämlich mit der Kintsugi-Methode reparieren. Ein nachhaltiger Weg, um kaputtem Geschirr ein zweites Leben zu schenken, Ressourcen zu schonen und ganz nebenbei sein individuell designtes Geschirr zu kreieren. Denn Kintsugi ist nicht nur praktisch, es sieht auch noch gut aus. Wir zeigen dir, wie es geht.
Was ist Kintsugi überhaupt?

Vom Porzellan oder Keramik Reparieren hast du bestimmt schon mal gehört. Der Begriff Kintsugi hingegen ist eher unbekannt. Er beschreibt die japanische Tradition des achtsamen Umgangs mit kaputten, alltäglichen Gebrauchsgegenständen aus beispielsweise Keramik oder Porzellan. Dahinter steckt eine Philosophie der Wertschätzung des Schönen im Imperfekten. Wabi-Sabi genannt. Kintsugi bedeutet übersetzt so viel wie „reparieren mit Gold“. Die Technik reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Im Grunde sagt der Name schon alles, was du wissen musst: Die Tassen, Teller etc. werden mit Gold repariert und somit gleichzeitig aufgewertet. Ein als hässlich und makelhaft betrachteter Riss wird so zu etwas Ästhetischem, das man sich gerne ansieht. Da Edelmetalle aus nachhaltiger Sicht durch den Abbau und die problematischen Arbeitsbedingungen der Menschen in den Mienen eher nicht zu empfehlen sind, gibt es natürlich moderne Alternativen. Die funktionieren genau so gut, sind aber deutlich umweltschonender.
Keramik kleben: Das brauchst du
Möchtest du Keramik oder Porzellan mithilfe von Kintsugi kleben, solltest du zunächst alle Scherben des beschädigten Gegenstandes sorgfältig aufsammeln. Besonders gut funktioniert die Technik bei großen Scherben. Kleine Abplatzungen lassen sich auch reparieren, es braucht aber viel mehr Fingerspitzengefühl und ist aufwendiger. Dann brauchst du noch einen Keramik- oder Porzellankleber. Gerade wenn es sich um Teller, Tassen oder Schüsseln handelt, sollte dieser lebensmittelecht sein. So vermeidest du, dass sich beim späteren Gebrauch und Kontakt mit flüssigen oder heißen Lebensmitteln bedenkliche chemische Stoffe lösen. Zudem sollte der Kleber hitze- und wasserbeständig sein. Sonst kann es passieren, dass er sich anlöst und seine Klebkraft verliert.
Die Scherben würden dann nicht mehr zusammengehalten werden. Zusätzlich zum Klebstoff benötigst du für unser Kintsugi DIY noch Schlagmetall. Dabei handelt es sich beispielsweise um unechtes Blattgold. Kleber und Schlagmetallflocken bekommst du in jedem Bastelbedarf. Bist du dir unsicher, ob der Keramikkleber wirklich geeignet ist, kannst du dort auch nachfragen. Einfachen Bastelkleber oder Sekundenkleber solltest du unbedingt vermeiden, da sie nicht lebensmittelecht sind. Hilfreich sind hochprozentiger Alkohol und ein rauer Küchenschwamm. Mit ihnen kannst du das geklebte Porzellan später gut von Rückständen reinigen. Es gibt natürlich auch professionelle Sets, mit denen du Kintsugi selber machen kannst. Sie sind aber vergleichsweise teuer und müssen meist direkt aus Japan importiert werden. Um deinen ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu halten, kannst du eher auf ökologische Produkte zurückgreifen, die es ebenfalls im Fachhandel zu kaufen gibt.
Kintsugi-Anleitung: Schritt für Schritt Porzellan reparieren

Im Grunde ist Kintsugi selber machen ganz intuitiv und überhaupt nicht schwierig. Wichtig ist vor allem, dass du dir die Gebrauchsanleitung des Klebstoffs genau durchliest und dich daran hältst. Zwei-Komponenten-Kleber funktionieren anders als bereits fertig gemischte Produkte. Oft musst du den Kleber auf beide Seiten der Scherbenbruchkante auftragen, antrocknen lassen und dann zusammendrücken. Andere Keramikkleber müssen flüssig verwendet und die einzelnen Teile beim Trocknen mit Klebeband zusätzlich fixiert werden. Abgesehen von der Anwendung des Klebers funktioniert das Kintsugi DIY aber immer nach demselben Prinzip.
Kintsugi selber machen – Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Sammle alle Scherben auf, reinige sie von Staub und kleinen Keramikkrümeln, damit die Kanten später besser zusammenhalten. Lege die Scherben in der Reihenfolge bereit, in der du sie zusammenfügen möchtest.
- Lies dir die Gebrauchsanleitung des Klebers sorgfältig durch und trage ihn entsprechend auf die einzelnen Teile auf.
- Nachdem du den Kleber aufgetragen hast, streust du vorsichtig das Blattgold auf die Klebestellen. Gegebenenfalls musst du noch eine Schicht Kleber darüber geben, zum Beispiel wenn es sich um Zwei-Komponenten-Kleber handelt, der antrocknen muss.
- Füge die Scherben zusammen und lasse den Kleber vollständig durchtrocknen.
- Reinige mit einem Stück Stoff und dem hochprozentigen Alkohol die Klebestellen gründlich.
- Anschließend reibst du mit dem rauen Küchenschwamm so lange über die Klebestellen, bis sie völlig glatt sind.
- Spüle die Tasse, den Teller etc. mit warmem Wasser ab und schon kannst du ihn wieder benutzen.
Im Video erfährst du noch mehr über die unterschiedlichen Kleber und wie du lebensmittelechtes Kintsugi selber machen kannst:
Fazit zum Kintsugi DIY

Kaputtes Geschirr muss nicht immer gleich in den Müll wandern. Du kannst es entweder upcyceln oder es mit Kintsugi reparieren. Um Keramik oder Porzellan kleben zu können, brauchst du einen lebensmittelechten Klebstoff. So lösen sich beim späteren Gebrauch und Kontakt mit heißen Flüssigkeiten oder beim Abwasch keine bedenklichen Stoffe aus dem Kleber. Er sollte zudem hitze- und wasserbeständig sein, damit der geklebte Gegenstand auch wirklich zusammenhält. Die Risse und Bruchstellen im Porzellan werden durch Schlagmetall wie Blattgold aufgewertet. Ganz nach der japanischen Wabi-Sabi-Philosophie. Sie lässt uns Schönheit in der Imperfektion erkennen. Ein nachhaltiger Umgang mit vorhandenen Ressourcen ist zudem ein verantwortungsvoller Umgang mit unserer Umwelt. Alles, was uns dem Zero Waste Prinzip näher bringt, ist damit eine gute Möglichkeit, unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern und unseren Alltag nachhaltiger zu gestalten.
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