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MORE*: Queeres Netzwerk der Otto Group gestartet
Kultur

MORE*: Queeres Netzwerk der Otto Group gestartet

Das Network MORE* steht allen Menschen offen, die in der Otto Group ein Zeichen für Vielfalt setzen möchten

Autorin Linda Gondorf Lesedauer: 4 Minuten
MORE* heißt das neue queere Netzwerk der Otto Group. Als konzernweite Community will MORE* die Vernetzung von LGBTIQ-Kolleg*innen bei OTTO, Hermes, bonprix und Co. vorantreiben. Warum braucht es überhaupt so ein Netzwerk? Ein Gespräch mit Nicole Sieverding und Ingo Bertram aus dem Gründungsteam von MORE*

Bevor wir loslegen, kurz zur Erklärung: Was ist LGBTIQ*?

INGO BERTRAM: LGBTIQ* steht im Englischen für Lesbian, Gay, Bisexual, Trans, Intersex, Queer – kurz gesagt also für alle Menschen, die zum Beispiel lesbisch, schwul oder transsexuell sind. „Queer“ gilt übrigens als Oberbegriff und steht zum einen für die Abweichung von der Norm, stellt diese aber gleichzeitig auch in Frage.

Was bedeutet das Sternchen?

NICOLE SIEVERDING: Das Sternchen ist zu einer Markierung für Vielfalt und Selbstbezeichnung geworden. Damit decken wir alle anderen, hier nicht aufgezählten Geschlechtsidentitäten ab. Das sind vor allem Menschen, die sich keinem Geschlecht beziehungsweise keiner definierten Geschlechtsidentität zugehörig fühlen und sich als non-binär bezeichnen.

Klingt nicht so, als gäbe es davon in der Otto Group viele, die das betrifft

NICOLE: Das wissen wir nicht. Fakt ist, dass sich bis zu zehn Prozent der Menschen als schwul, lesbisch, trans* oder eben, kurz gesagt, queer bezeichnen. Das wären dann allein in Deutschland rund 8,4 Millionen Menschen, also mehr als Berlin, Hamburg, München und Köln zusammen an Einwohnern haben. Wenig finde ich das nicht.

Und trotzdem stellt sich ja die Frage: Braucht die Otto Group wirklich so ein Netzwerk?

INGO: Ja, unbedingt. Es ist belegt, dass queere Netzwerke in Unternehmen ganz wesentlich dazu beitragen, die Zufriedenheit „betroffener“ Kolleg*innen zu erhöhen und Ängste, etwa vor einem Coming-out, zu nehmen – allein weil Betroffene wissen, dass sie nicht allein sind und wissen, wohin sie sich wenden können, etwa bei Diskriminierung. Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, gerade auch für neue Kolleg*innen.

Glaubt ihr, dass homosexuelle Menschen in der Otto Group diskriminiert werden?

INGO: Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Ich persönlich empfinde die Unternehmenskultur hier als wertschätzend und offen, auch was Homosexualität betrifft. Das aber ist meine ganz eigene, persönliche Sicht der Dinge. Es kommt eben stark aufs Umfeld an, das Team und die Vorgesetzten. Ich will nicht ausschließen, dass es auch hier immer noch Menschen gibt, die sich wegen ihrer Sexualität diskriminiert fühlen oder sogar aktiv diskriminiert werden. Das möchten wir ändern. Umso mehr freut es uns übrigens gerade in diesem Zusammenhang, dass wir unsere Bereichsvorständin Katy Roewer als Schirmherrin für MORE* gewinnen konnten.

Welche Ziele habt ihr als Netzwerk darüber hinaus?

NICOLE: Mit MORE* wollen wir uns stark machen für die Sichtbarkeit von queeren Menschen und für einen vorurteilsfreien Umgang mit sexueller Identität. Wir wollen zeigen: „Hey, hier sind wir, uns gibt es auch in der Otto Group und ja, wir sind ganz normale Menschen!“ – allein das, so profan es klingen mag, hilft viel, wenn es um Akzeptanz von LGBTIQ* geht. Es wird Zeit, die letzten internen Barrieren einzureißen.

INGO: Es geht uns aber auch darum Stellung zu beziehen. Wir finden, dass es wichtig ist, queeren Menschen eine Stimme zu geben und sie miteinander zu vernetzen, egal in welchen Konzernunternehmen sie arbeiten. Nicht zuletzt möchten wir Ansprechpartner sein – für unsere queeren Kolleg*innen ebenso wie für Menschen, die bislang wenig oder gar nicht mit dem Thema zu tun hatten.

Es wird Zeit, die letzten internen Barrieren einzureißen

Nicole Sieverding , Corporate Communications Consultant

Wie kam es überhaupt zu der Gründung des Netzwerks?

INGO: Wir haben uns vor einigen Wochen erstmals in einer kleinen Gruppe getroffen, auf Vermittlung des Diversity Managements. Noch in diesem ersten Termin haben wir beschlossen, dass wir ein queeres Netzwerk ins Leben rufen möchten – und haben das dann getan.

NICOLE: Dabei muss man im Hinterkopf haben, dass sich die Otto Group schon länger auch für die Rechte von LGBTIQ*-Menschen einsetzt. Die Charta der Vielfalt sei hier ebenso erwähnt wie der glückliche Umstand, dass ich seit 2017 hier die Möglichkeit habe, Jahr für Jahr einen Truck für den Christopher Street Day (CSD) in Hamburg organisieren zu können. Auch am kommenden Samstag, 3. August, sind wir als Otto Group wieder auf dem Hamburg Pride mit einem eigenen Truck unterwegs. Ich finde es nach wie vor großartig, dass wir uns als Company öffentlich so stark positionieren und dort ein Zeichen für Vielfalt setzen. Das ist keine Selbstverständlichkeit.

Wer kann Mitglied bei MORE* werden und wie geht das?

NICOLE: Supporter*in kann jede*r werden – und wir freuen uns auf regen Zulauf! Dabei steht MORE* als Interessennetzwerk ganz bewusst allen Menschen offen, die in der Otto Group arbeiten und ein Zeichen für Vielfalt setzen möchten. Das schließt unsere heterosexuellen Kolleginnen und Kollegen übrigens explizit ein. Wenn es darum geht, Vielfalt und Toleranz weiter zu fördern, sind wir auf breite Unterstützung angewiesen.

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