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OTTO-Weihnachtsgeschenke per E-Lastenrad
Kundenfokus

OTTO-Weihnachtsgeschenke per E-Lastenrad

Sie sind schnell, leise, wendig und verursachen während der Fahrt keine CO2-Emissionen – die Rede ist von Lastenrädern. Auf der letzten Meile sind sie in der Paketlogistikbranche nicht mehr wegzudenken

Lesedauer: 5 Minuten
In immer mehr deutschen Städten setzt Hermes Germany heute Elektrofahrzeuge und Lastenräder in der Paketzustellung ein. Damit sollen CO2-Emissionen auf der sogenannten „Letzten Meile“ dauerhaft deutlich verringert werden. Klingt super, braucht aber in den Städten völlig neue logistische Strukturen. Wir haben in der Hamburger Innenstadt ein Micro-HUB besucht, das Startpunkt für Zustelltouren per E-Lastenrad ist

Es ist 8:30 Uhr an einem Montagmorgen. Soeben fängt es leicht an zu nieseln, als der große Elektro-Transporter von Hermes vor dem Micro-HUB – eine Art Mini-Paketzentrum – in der Burchardstraße, gleich neben dem berühmten Chilehaus, vorfährt. Der Fahrer hupt, ein Carsharing-Auto steht in der 30 Meter langen, gekennzeichneten Ladezone. „Leider kein Einzelfall“, erzählt uns Sascha Kleinert, der bei Hermes Germany Last Mile Manager ist und somit die Paketzustellung auf der letzten Meile organisiert. Dieses Mal ist der Autofahrer glücklicherweise sofort zur Stelle, räumt die Fläche, der Transporter kann parken. Und entlädt mehrere hundert Sendungen, darunter zahlreiche OTTO-Bestellungen.

Das Micro-HUB in der Hamburger Burchardstraße war früher eine Bankfiliale. Im Rahmen des Projekts Reallabor Hamburg wurde sie zu einem Mikro-Depot umgebaut. Das Projekt ist eine Initiative der „Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität“ der Bundesregierung. Micro-HUBs oder auch Mikro-Depots gibt es heute in immer mehr deutschen Städten. Jeden Morgen liefert ein Transporter die Sendungen für das gesamte Zustellgebiet dort an. Die eigentliche Zustellung der Pakete an die Empfänger*innen übernimmt der Paketdienst dann im Anschluss per Lastenrad oder zukünftig auch zu Fuß, mit einem elektronischen Begleitwagen.

Bald jedes dritte Paket per Bike?

Seit 2018 experimentiert Hermes im Rahmen des „Urban Blue“-Projekts mit der Zustellung per elektrisch unterstütztem Lastenrad. Acht Städte sind mittlerweile mit Lastenrädern ausgestattet, darunter auch Berlin, Hamburg und Stuttgart. In jeder Stadt werden dabei unterschiedliche Fahrräder, Hersteller und Organisationsmodelle getestet.

„Die Otto Group verfolgt schon lange den nachhaltigen Weg – so konnten wir unsere CO2-Emissionen im Zeitraum von 2006 bis 2020 bereits um 56 Prozent reduzieren. Unser Ziel ist es nun, bis 2030 als gesamter Konzern klimaneutral zu sein“, sagt Kay Schiebur, Konzern-Vorstand Services der Otto Group. „Unsere Kund*innen erhalten erstmals die Möglichkeit in Fragen des klimaneutralen Versands mit der Wahl des Logistik-Partners auch selbst aktiv in puncto Klimaschutz zu werden.“
In Berlin konnten so bereits 220 Tonnen Co2 im Jahr eingespart werden. In Hamburg stellt Hermes innerhalb der gesamten Altstadt, zwischen HafenCity und Mönckebergstraße per Lastenrad Pakete zu. Bis zu 110 Sendungen pro Tour können transportiert werden. In Zukunft könnten 85 Prozent der innerstädtischen Kurierfahrten in der Theorie auch mit einem E-Lastenrad durchgeführt werden.

Am Stau vorbei

Mittlerweile ist es kurz vor 9 Uhr in der Burchardstraße. Nach und nach wird es turbulenter in dem knapp 100 Quadratmeter großen Raum, die Paketzusteller*innen kommen in ihrem grau-blauen Zweiteiler aus regenabweisendem Stoff, passend zum heutigen Hamburger Wetter. Im Regelbetrieb fahren hier für Hermes derzeit vier Lastenräder. Für die Vorweihnachtszeit kommt ein fünftes dazu. Per Chip öffnen die Fahrer*innen den Laderaum ihres Bikes, die Beladung übernehmen sie selbst. Konzentriert und zügig scannen sie jedes Paket einzeln ein und entscheiden, wo es im Bike Platz findet, damit es zur eigens gesteckten Route passt und zur richtigen Zeit griffbereit ist. Sobald sie sich von ihrem Fahrzeug entfernen, verriegelt sich das Fahrzeug automatisch ab und die Pakete sind diebstahlgesichert.

Ein weiterer Vorteil: „Unsere Fahrer*innen dürfen auf Radwegen, an Staus vorbei sowie in vielen Einbahnstraßen in beide Richtungen fahren. So können sie bis zur Haustür vorfahren und haben kürzere Laufwege. Das beschleunigt die Lieferung spürbar“, erläutert Sascha. „Darüber hinaus können die Räder sehr viel einfacher geparkt werden und sind nicht führerscheinpflichtig. Das macht den Job als Zusteller*in auch für Menschen ohne Führerschein interessant.“

Micro-Depots benötigen Flächen

Was die Entwicklung von noch mehr Bike-Zustellungen derzeit bremst, ist vor allem in den Metropolen die angespannte Immobilien- und Grundstückssituation. Freie Flächen sind knapp und teuer, zudem müssen zwingend Ladezonen in unmittelbarer Nähe sein. Hinzu kommt, dass Micro-HUBs wie das in der Burchardstraße meist nur bis zum Mittag genutzt werden. „Bis Mittag sind alle Sendungen raus, die Fläche ist aber natürlich für die gesamte Zeit gemietet. Nicht überall rentiert sich das sofort“, sagt Sascha. Konzepte, die eine gemeinsame Nutzung der Flächen vorsehen, sind hier eine gute Lösung. Dies wird bereits unter anderem in Berlin und Hamburg gut umgesetzt.

Mittlerweile ist es fast 11 Uhr. Ein Piepen ertönt von drinnen, es ist das letzte Lastenrad, das sich dank Parkassistenz aus seiner Lücke manövriert. Mit einem leisen Surren des Elektromotors verschwindet das futuristische Gefährt um die Hausecke. „In 80 Prozent der Fälle kommen sie gegen Mittag noch einmal zum Nachladen wieder. Die Fahrer*innen packen sich die Pakete jetzt schon für die zweite Tour vor, stoppen dann später nur, laden Pakete, wechseln den Akku und fahren direkt wieder los.“, sagt Sascha, „Gegen 17 Uhr ist dann Feierabend.“ Mit der Fahrradzustellung in Hamburg ist er bislang zu zufrieden, das Pilotprojekt soll kommendes Jahr fortgesetzt und vermutlich erweitert werden.

In der Burchardstraße wird es ruhiger, das Nieseln hat aufgehört, die grauen Wolken sind geblieben. Auf dem Weg nach Hause sehen wir ein Lastenrad in voller Fahrt, Passant*innen bleiben stehen, drehen sich um. Wie viele OTTO-Paket dort wohl drin sind?

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