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Das wilde Plastik
Kundenfokus

Das wilde Plastik

Laut statista werden jährlich weltweit 300 Millionen Tonnen Plastik produziert, viel davon wird schnell wieder zu Müll und schädigt die Umwelt – der WWF gibt an, dass allein in den Meeren momentan fünf Millionen Tonnen Plastikabfall liegen – das entspricht einer Lastwagenladung pro Minute.

Autorin Viktoria Rüpke Lesedauer: 4 Minuten
Die Aufgabe, die Umwelt von Kunststoffen zu befreien, ist gewaltig. Hier kommt das Hamburger Start-Up WILDPLASTIC ins Spiel, das jetzt in einem Versandtüten-Piloten mit OTTO kooperiert.

Der Begriff „wildes Plastik“ bezeichnet Kunststoffmüll, der weder recycelt noch anderweitig entsorgt wird, sondern durch Wegwerfen in der Umwelt landet. Jeder kennt die erschreckenden Bilder von verschmutzten Stränden und riesigen Müllteppichen auf den Meeren. Christian Sigmund, CEO des Hamburger Start-Ups, kennt diese Bilder auch und möchte mit WILDPLASTIC etwas dagegen tun. Denn das Unternehmen mit seinen insgesamt sechs Gründungsmitgliedern sieht diesen Zustand nicht nur als große Verantwortung an, sondern auch als großes Potential und hat Lösungen für die riesigen Mengen Plastikmüll in Entwicklungsländern. Denn die Kehrseite dieser vermeintlich einfachen „Plastik ist schlecht-Geschichte“ ist, dass Kunststoff auch ein nützliches Material ist – viel zu schade, um es nicht weiterzuverwenden und bereits produziertes Plastik wiederzuverwerten.

Auch für OTTO ist das Verfahren spannend, da das Unternehmen schon lange nach dem ökonomischen Prinzip „Recycle“ handelt – Stoffkreisläufe zu schließen und Wertstoffe zurückzuführen. Ende Juli werden daher 10.000 Versandtüten aus wildem Plastik in einem Piloten an Kund*innen versandt.

Viele Fakten sprechen für WILDPLASTIC

„Erste interne Tests mit den Versandtüten haben ergeben, dass die WILDPLASTIC-Variante weniger CO2-Emissionen ausstößt als vergleichbare Versandtüten, die aus 80 Prozent Recyclinganteil bestehen“, erklärt Lars van Gunst, Projektleiter Logistiksteuerung in der Paketlogistik bei OTTO. Hier sind jedoch auch die Kund*innen gefragt, denn es macht einen großen Unterschied, ob die Versandtüten richtig entsorgt und somit recycelt werden können. Die Endverbraucher*innen müssen also lernen, die Versandtüte unbedingt im gelben Sack oder der Wertstofftonne zu entsorgen, damit sie in einem geschlossenen Kreislauf bleibt.

„Zusätzlich machen die Treibhausgasemissionen nur einen Teil der Umweltauswirkung aus“, so Lars weiter. Denn neben der CO2-Reduzierung möchte WILDPLASTIC gleichzeitig mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Das für WILDPLASTIC verwendete Kunststoff stammt aus so genannten Waterbags, die unter anderem auf Haiti und in Indien für die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser eingesetzt werden. Diese landen jedoch aufgrund fehlender Müllentsorgungssysteme häufig einfach an Stränden und in den Meeren. WILDPLASTIC „rettet“ die Waterbags in Kooperation mit verschiedenen gemeinnützigen Sammelorganisationen aus der Natur, um sie im Anschluss zu säubern und zu Granulat zu verarbeiten. Aus diesem Granulat werden dann die OTTOxWILDPLASTIC-Versandtüten. Und noch mehr passiert durch das Aufräumen: Sammler*innen bekommen einen fairen und regelmäßigen Lohn für ihre Arbeit. Das klingt selbstverständlich, doch die Realität sieht anders aus: Über zwei Milliarden Menschen weltweit leben von weniger als 2 US-Dollar am Tag. Mit WILDPLASTIC ermöglicht OTTO den Sammler*innen langfristige Perspektiven auf bessere Lebensverhältnisse.

Wenn die Versandtüten aus wildem Plastik dann bei OTTO zum Einsatz kommen, ist der Unterschied zwischen den bisherigen eingesetzten Tüten aus 80 Prozent Recyclingmaterial und der aus komplett wildem Plastik bestehenden Tüte kaum spürbar. „Das Material fühlt sich lediglich etwas rauer an. Damit unsere Kund*innen dennoch einen Unterschied bemerken, haben wir bei den WILDPLASTIC-Tüten auf ein komplett anderes Design mit einer markanten Botschaft gesetzt“, so Lars.

Viele nachhaltige Alternativen

Die Kooperation mit WILDPLASTIC ist nur einer von vielen nachhaltigen Schritten, die OTTO bei seinen Versandverpackungen anstrebt, da das Unternehmen ständig auf der Suche nach Optimierungen ist. OTTO lässt sich dabei von vier ökologischen Prinzipien leiten:

  • Reduce – Materialeinsatz reduzieren und vermeiden
  • Recycle – Stoffkreisläufe schließen und Wertstoffe zurückführen
  • Reuse – Verpackungen wiederverwenden
  • Replace – Nachhaltigere Materialien verwenden

    „Wir fokussieren uns damit nicht nur auf ein Prinzip, sondern stellen uns bei der Suche nach umwelt- und ressourcenschonenden Alternativen bewusst breit auf“, sagt Lars. Eine allgemeine Aussage darüber, welche Verpackungsart am sinnvollsten ist, lässt sich daher nicht treffen, denn sie muss verschiedene Funktionen erfüllen. „In erster Linie muss die Versandverpackung den Artikel schützen. Außerdem sollte sich möglichst wenig Luft in der Verpackung befinden, damit der verfügbare Stauraum beim Transport bestmöglich genutzt werden kann. Weitere Kriterien sind die Förderfähigkeit auf den technischen Anlagen und wenn die Verpackung dann bei den Kund*innen angekommen ist, muss sie sich leicht öffnen, und im Falle einer Retoure, natürlich auch wieder verschließen lassen“.

Start des Piloten

Ende Juli und somit den Start des WILDPLASTIC-Piloten im Blick, sehen die Logistiker und Nachhaltigkeitsmanager bei OTTO zuversichtlich dem Test entgegen, denn sollte der Pilot die geforderten Voraussetzungen erfüllen, wird bereits über eine weitergehende Zusammenarbeit mit dem Start-Up nachgedacht. Eine gute Nachricht für die Umwelt.

Mehr Infos hier: https://wildplastic.com/

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