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Die neue Art des Bewerbungsgesprächs
Kultur

Die neue Art des Bewerbungsgesprächs

Kennenlernen nur virtuell: mein Video-Bewerbungsgespräch bei OTTO aus dem mobilen Office

Autorin Felicitas Vach Lesedauer: 4 Minuten
Während der Corona Zeit einen neuen Job zu finden, ist alles andere als leicht. Zwar ist die Online-Bewerbung schnell geschrieben, doch das Bewerbungsgespräch ausschließlich über Videochat von zu Hause zu führen, ist für beide Seiten eine recht neue Erfahrung. Ich hatte mein Vorstellungsgespräch bei OTTO im Juli, auch remote über einen Video-Call, und so ist es gelaufen:

An meinem ersten Arbeitstag habe ich den OTTO Campus in Hamburg-Bramfeld das erste Mal betreten. Ein merkwürdiges Gefühl. Hier werde ich für die hoffentlich nächsten Monate und Jahre arbeiten. Meinen Arbeitsplatz und mein Team kannte ich noch nicht. Mein Kollege Frank holt mich vom Empfang ab. Er ist viel größer als ich dachte. Das konnte ich nicht wissen, denn mein Bewerbungsgespräch mit ihm habe ich von zu Hause aus geführt.

Gleich vorne weg: Ein erstes Vorstellungsgespräch über Videochat führen, ist keine Neuerung, die aus der Not des Home-Offices entstanden ist. OTTO Recruiter*innen haben in der Vergangenheit oft solch virtuelle Gespräche geführt. Meist allerdings mit Bewerber*innen von weiter weg, denen es nicht möglich war, für ein persönliches Kennenlernen nach Hamburg zu kommen. Zurzeit sprechen aber beide Seiten aus ihrem eigenen Zuhause miteinander und ein weiteres analoges Kennenlernen vor Arbeitsbeginn ist kaum möglich. Deswegen müssen bereits im Remote-Bewerbungsgespräch alle relevanten Fragen gestellt werden. Ist das überhaupt möglich?

Was läuft anders im Video-Bewerbungsgespräch?

Vor meinem Videogespräch war ich genauso nervös, wie vor jedem anderen Vorstellungsgespräch. Ich habe mich inhaltlich vorbereitet und mir ein passendes Outfit rausgesucht. Und nein, ich hatte keine Jogginghose an. Zwar habe ich diesmal nicht die Bahn-, sondern dafür die Internetverbindung dreimal überprüft – die Aufregung bleibt die gleiche. Denn auch das Videogespräch zeigt den ersten persönlichen Eindruck und der soll natürlich positiv sein.

Verständnis, Geduld und Humor haben das Video-Gespräch so persönlich wie ein echtes Treffen vor Ort wirken lassen.

Ein großer Vorteil daran, dass ich zu Hause an meinem eigenen Schreibtisch sitze ist: Ich fühle mich sicher. Meine gewohnte Umgebung und die Notizen neben meinem Laptop geben mir auch bei kniffligen Fragen Halt. Meinen Spickzettel habe ich letztendlich nicht einmal gebraucht. Denn sobald der Video-Chat los ging, war auch durch die Kamera klar: Dort am anderen Ende sitzen meine zukünftigen Kolleg*innen in ihrer eigenen Küche und für sie ist die Situation genauso ungewohnt, wie für mich. Gegenseitiges Verständnis und Geduld bei einer eventuell hakenden Ton-Verbindung und eine gute Portion Humor haben das Video-Gespräch so persönlich wie ein echtes Treffen vor Ort wirken lassen. Am Ende wusste ich zwar noch nicht wie mein Team aussieht und wo genau mein Arbeitsplatz ist. Dass wir dieselben Ziele verfolgen, ähnlich arbeiten und über die gleichen Witze lachen können, ist mir sowieso viel wichtiger.

Das Video-Vorstellungsgespräch aus Sicht der Recruiter*innen

Auch für die andere Seite des Bildschirms – die Personaler*innen – ist seit Corona-Zeiten alles ein wenig anders. Die neuen Herausforderungen: einwandfreie Technik, neutraler Hintergrund, gutes Licht, optimale Vorbereitung. Natürlich hilft ihnen die Arbeitserfahrung, auch über den digitalen Weg schnell ein Gefühl dafür zu bekommen, ob das Gegenüber zum Unternehmen und dem Job passt.

Malte Balmer Etwas geht aber ganz wesentlich verloren: Das Zwischenmenschliche.

Malte Balmer , HR Manager Talent Scouting

Malte Balmer, Recruiter bei OTTO, sieht in dem virtuellen Kennenlernen kaum Nachteile zum realen Treffen. Die inhaltliche Vorbereitung ist identisch, er stellt Fragen, die er auch in einem analogen Gespräch stellen würde und auch online können Case Studies ein Bestandteil des Gesprächs sein. Etwas geht aber ganz wesentlich verloren: Das Zwischenmenschliche, die Mimik und Gestik. Trotzdem ist sich Malte sicher, dass die technischen Möglichkeiten Chancen bieten. Zum Beispiel können sich die Bewerber*innen von zu Hause aus dem neuen Team vorstellen und an ersten Meetings teilnehmen. Für die Zukunft nimmt Malte sich vor, die Gesprächsführung weiterhin flexibel zu gestalten, die Wünsche der Kandidat*innen und der internen Fachbereiche zu berücksichtigen und Video-Optionen zu ermöglichen.

Das Video-Bewerbungsgespräch ist zu einer gleichwertigen Alternative zum klassischen analogen Gespräch geworden. Momentan stellt es bei OTTO die einzige Möglichkeit dar, mit Bewerber*innen face-to-face zu sprechen. Trotzdem wäre es schade, sagt Malte, wenn der bequeme digitale Weg das analoge Gespräch ersetzen würde. „Der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen. Persönlich ist einfach schöner.“ Und das sehe ich ganz genauso.