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Anwesenheitspflicht? Gönn dir endlich Homeoffice
Kultur

Anwesenheitspflicht? Gönn dir endlich Homeoffice

Warum Mitarbeiter immer noch selten die Möglichkeiten von Homeoffice nutzen und wie man bewusst Heimarbeit gestaltet.

Autorin Linda Gondorf Lesedauer: 3 Minuten
Nutzt du Homeoffice? Hand aufs Herz! Oder fühlst du dich dann gegenüber deinen Kollegen, die weniger Zuhause arbeiten, unwohl? Wichtig ist eines: Wenn es zu dir als Typ passt, verzichte bloß nicht auf Homeoffice. Denn beides, Büro und daheim arbeiten, haben Vor- und Nachteile. Ein Überblick.

Die ersten Mails aus dem Bett beantworten, dann im Pyjama Kaffee aufbrühen, die Spülmaschine ausräumen und ein Müsli machen. Zurück auf die Couch, PC auf die Schenkel gelegt, Musik an und los geht der Arbeitstag. Kein Stress, kein Stau, kein Dresscode. So, oder so ähnlich könnte auch dein Tag starten – wenn du denn Homeoffice machen würdest. Wer aber jetzt denkt, Heimarbeit wäre dazu da, all die liegen gebliebene Hausarbeit oder die Steuer zu erledigen, hat das Prinzip nicht verstanden. Es geht vielmehr um einen Perspektivwechsel, um bessere Vereinbarkeit bei Problemen und plötzlichen Herausforderungen und es geht um ruhiges, fokussiertes Arbeiten – außerhalb des OTTO-Kosmos. Gezwungener Smalltalk, ellenlange Meetings, soziale Rituale? Fehlanzeige, die gibt es zu Hause nicht.

Also: Homeoffice für alle? Nicht ganz. Deutschland liegt beim Anteil der Personen mit Homeoffice unter dem EU-Durchschnitt und deutlich hinter anderen Ländern wie Frankreich, dem Vereinigten Königreich oder den skandinavischen Ländern zurück. Die gute Nachricht: Laut dem Digitalverband Bitkom hat die Zahl der Unternehmen, die Homeoffice erlauben, in den vergangenen Jahren zugenommen. Im Jahr 2014 gaben nur 22 Prozent der befragten Unternehmen an, dass einzelne Mitarbeiter ganz oder teilweise im Homeoffice arbeiten, 2018 waren es dann schon 39 Prozent. Weil sich das Mindset in Unternehmen ändert, ändert sich auch die Einstellung der Arbeitnehmer. Jeder dritte Deutsche wünscht sich zumindest gelegentlich in den eigenen vier Wänden arbeiten zu können, so zeigt es eine Studie des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.

Kann wirklich jeder Homeoffice machen?

Wer zu Hause fokussiert arbeitet, verfügt über eine hohe Selbstdisziplin, die sich manche Menschen über Jahre angeeignet haben. Die Disziplin, sich nicht von unerledigten Aufgaben, wie Haushalt, ablenken zu lassen, zu wissen, wann man Pausen einlegt und wann Feierabend ist, muss erlernt werden.

Selbstkontrolle und ein gutes Zeitmanagement sind die Grundvoraussetzung für Homeoffice. Denn das schlechte Gewissen nagt schnell an einem, wenn du am Vormittag noch schnell die Wäsche machst, das Paket des Nachbarn annimmst oder doch noch einkaufen gehst. Heimarbeit kann auch Stress und Frust bedeuten, auch weil erwiesenermaßen Heimarbeiter häufig länger als die Kollegen im Büro arbeiten, nämlich 2,5 Stunden mehr pro Woche, haben die Forscher von der Universität Basel herausgefunden.

Wann ist das Büro der bessere Ort?

Ganz klar: Das Büro wird wichtig, wenn regelmäßige Meetings anstehen, es Routinen innerhalb eines Teams zur Besprechung gibt oder Projekte auf dem Campus besprochen werden müssen. Dazu gibt es schlicht und einfach Berufe, bei denen die Diskussion über Homeoffice keine Rolle spielt: Der Dachdecker sollte bestenfalls auf der Baustelle anzutreffen sein, die Krankenschwester im Krankenhaus. Doch wer seine Arbeit genauso gut zu Hause bewältigen kann, kann dies mit der Führungskraft besprechen.

Positives Feedback auf Homeoffice

Wer zu Hause arbeitet, sitzt meist freiwillig länger vor dem PC und bearbeitet Projekte, ist weniger abgelenkt und konzentrierter. Die Produktivität steigt an, so belegt es eine Studie an der Stanford-Universität von 2015. Wichtig bei all der Heimarbeit: Wissen, wann Feierabend ist. Denn die Vermischung von Berufs- und Privatleben ist dann auch nicht die Lösung.

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