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Der WeTech Innoslam bei OTTO: Pitchen um den Tech-Nachwuchs
Technologie

Der WeTech Innoslam bei OTTO: Pitchen um den Tech-Nachwuchs

Autor Roman Oncsak
Hochmoderne Tech-Lösungen, erklärt in fünf Minuten – dieser Aufgabe stellen sich die Slammer, die am 8. Juni beim WeTech Innoslam auf dem Otto-Campus der Bühne stehen. Das Ziel: Studierende mit potenziellen Tech-Arbeitgebern – darunter Google, Edeka Digital, Adobe und natürlich OTTO – zu vernetzen. Im Interview verraten uns Moderator Nils Birke, HR Manager bei OTTO, und Levente Schoenherr – Data Scientist und Slammer für den OTTO Pitch – welche Rolle der Innoslam spielt, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, und weshalb KI schon jetzt kein Expertenthema mehr ist.

Nils, was verbirgt sich hinter dem Event?

NILS BIRKE: Der WeTech Innoslam wird von Frühstarter ausgerichtet und von Studierenden für Studierende organisiert. Das Ziel ist es, Studierenden Praxiseinblicke in aktuelle Tech-Cases zu geben und Kontakte mit potenziellen Arbeitgebern herzustellen. Dafür pitchen die Kooperationspartner von Frühstarter ihre aktuellsten IT-Innovationen auf der Bühne – und das in nur fünf Minuten. In der Kürze der Zeit muss Interesse bei den Studierenden geweckt werden. Diese können dann auf einem Bewertungsbogen angeben, welcher Pitch ihnen am besten gefallen hat und mit welchem Unternehmen sie am Stand in den tieferen Austausch gehen möchten. Und das alles in lockerer Atmosphäre bei DJ-Musik, Drinks und Burgern.

LEVENTE SCHOENHERR: Ich als Techie muss sagen, dass ich mir diese Art Event gewünscht hätte, als ich im Studium war. Es ist eine großartige Möglichkeit, um sich erst einmal einen Überblick darüber zu verschaffen, welche Jobs und Anwendungsbereiche es in den Unternehmen gibt.

Das heißt, das Format ist auch eine Antwort auf den vorherrschenden Fachkräftemangel im Tech-Bereich?

NILS BIRKE: Absolut. Der Fachkräftemangel zählt zu den größten Herausforderungen, die wir und viele andere Unternehmen gerade haben. Ganz besonders im Technologie-Bereich. Deshalb ist es großartig, dass es Formate wie den WeTech Innoslam gibt. Das Besondere: Der Austausch findet direkt zwischen Studierenden und den Expert*innen selbst und nicht – wie auf einer Jobmesse üblich – nur mit den HR-Verantwortlichen statt. Wir freuen uns deshalb sehr, dass wir in diesem Jahr das Event hosten dürfen. 2022 waren wir als Teilnehmer dabei und konnten bereits spannende Kontakte knüpfen. Darauf hoffen wir auch diesmal. Im Idealfall können wir interessierte Studierende direkt in die Teams vermitteln.

Welche Möglichkeiten gibt es für Tech-Studierende bei OTTO?

NILS BIRKE: Auf vergleichbaren Veranstaltungen haben wir Studierenden mitunter Themen für ihre Abschlussarbeiten gepitcht. Aber auch Praxiseinsätze von Dualstudierenden machen wir.

LEVENTE SCHOENHERR: Wir beschäftigen zum Beispiel konstant Studierende in unserem Team. Die haben schon wirklich was gerissen: In der Vergangenheit haben die Dual-Studis im Rahmen ihrer dreimonatigen „Einsätze“ bei uns teilweise eigene Lösungen gebaut, die wir dann tatsächlich implementiert haben. Ein Student im dritten Semester hat beispielsweise einen bestehenden Prozess in unserer Suche um Faktor 40 schneller gemacht – natürlich im Austausch mit den Teams, aber dennoch als treibende
Kraft und Initiator. Das zeigt: Die Studierenden können sich wirklich praxisnah ausprobieren und integraler Teil der Teams werden – nicht selten geht das auch in eine Festanstellung über.

Dann hoffen wir, dass du mit deinem Pitch möglichst viele Studierende begeistern kannst, Levente. Worum geht es dabei konkret?

LEVENTE SCHOENHERR: Wir haben in den vergangenen zwei Jahren sehr viel an der Suche auf otto.de gearbeitet. Das Ergebnis ist mitunter die hybride Search Engine, mit der wir nun live gehen. Hybrid heißt, die bestehende Keyword-basierte Suche wird mit einer neuen semantischen Suche kombiniert, die genau „versteht“, was der User will. Sie erkennt die Bedeutung hinter einem Suchwort, kann aber auch synonyme Begriffe und Rechtschreibfehler einordnen. Früher mussten wir Synonyme händisch einpflegen, heute passiert das vollautomatisch. Die Suche lernt aus dem User-Verhalten – wenn ich als Kunde beispielsweise „Jogging-Schuhe“ eingebe, weiß die Search Engine, dass Leute, die auch „Running Schuhe“, „Laufschuhe“, „Sportschuhe“ etc. eingegeben haben, ein bestimmtes Produkt gekauft haben. Diesen Artikel spielt die Suche entsprechend aus. Das passiert alles auf Basis Künstlicher Intelligenz im Hintergrund. Die Effekte waren extrem: Die Klickraten auf „ähnliche Artikel“ haben sich teilweise um bis zu 50 Prozent erhöht. Das zeigt, dass Kund*innen viel gezielter und schneller zum gewünschten Produkt finden.

Künstliche Intelligenz bleibt also das Thema der Stunde?

LEVENTE SCHOENHERR: Sie wird nicht mehr wegzudenken sein. Auch wir bei OTTO haben bereits zahlreiche Cases im Einsatz, beispielsweise unsere vollautomatische Bilderkennung oder eine Predictive-Analytics-Lösung zur Absatzprognose, mit der wir im letzten Jahr beim Innoslam angetreten sind. Und natürlich beobachten wir auch weiterhin die Entwicklungen rund um ChatGPT oder BARD – das Large Language Model von Google. Die sind schon immer im Hinterkopf aktuell. Das zeigt auch der Blick auf das Programm des Innoslam, wo beispielsweise CHECK24 mit dem Pitch „5 KI-Projekte in nur 5 Minuten“ antritt. Was der Titel verdeutlicht, ist, dass KI kein Expertenthema bleiben wird. Sie ist für jeden nutzbar, um die eigene Produktivität zu steigern. Gerade in der Informatikbranche wird sich dadurch wahrscheinlich der Fokus verschieben, womit man sich beschäftigt – vom Coden zum Prompten.

Levente Schoenherr Künstliche Intelligenz wird kein Expertenthema bleiben.

Levente Schoenherr , Data Scientist OTTO

NILS BIRKE: Das Verständnis für die Technologie ist in wenigen Jahren exponentiell gewachsen – das merken auch wir im Recruiting. Was genau ist eigentlich KI, welche Daten braucht es dafür, wie funktionieren die Modelle überhaupt? Dieses Wissen findet mittlerweile auch Einzug in die breiten kaufmännischen Profile. Damit steigt die Wahrnehmung von Use Cases in den Firmen, wenn eben auf einmal alle darüber nachdenken, ob KI für sie sinnvoll ist, und das eben nicht nur die Expert*innen tun.

Beim Innoslam stehen ja mit Google, Adobe, Edeka Digital, Lufthansa Technik etc. sehr unterschiedliche Unternehmen auf der Bühne. Wie wichtig ist der Blick über den Tellerrand in der Tech-Branche?

LEVENTE SCHOENHERR: Absolut essenziell. In den Teams verbringen wir viel Zeit damit, uns sowohl die aktuelle Forschung als auch Entwicklungen anderer Firmen anzusehen. Das tun wir mitunter auf Konferenzen, wo internationale Unternehmen beispielsweise ihre Ansätze für die Suche vorstellen. Wir tun das natürlich im Gegenzug auch. Dieses Lernen voneinander führt letztlich zu einem besseren Produkt. Uns geht es am Ende darum, die beste Lösung einzusetzen – wenn die von uns kommt, ist das super. Wenn andere in einem Anwendungsbereich weiter sind, scheuen wir uns aber auch nicht, externe Lösungen oder Fachwissen einzukaufen.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg beim Pitch!

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