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Wie OTTO 42 Prozent seiner Treibhausgasemissionen bis 2031 reduzieren will
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Wie OTTO 42 Prozent seiner Treibhausgasemissionen bis 2031 reduzieren will

Interview mit Ralf Leister zu Science Based Targets

Autor Roman Oncsak
Die Otto Group hat ihre Klimaziele Ende Februar offiziell von der Science Based Targets Initiative (SBTi) validieren lassen. Bis 2031 will der Konzern seine Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2021 absolut und ohne Kompensation um 42 Prozent senken – und das nicht nur im eigenen operativen Betrieb, sondern entlang der gesamten Lieferkette, bis hin zur Verwendung der verkauften Produkte bei den Kund*innen. Die OTTO GmbH und Co KG trägt als größte Konzerngesellschaft dabei eine besondere Verantwortung. Warum das Unternehmen sogar freiwillig einen Schritt weiter geht, als von der Initiative gefordert, berichtet Ralf Leister, Program Lead Sustainability bei OTTO.

Ralf, was sind Science Based Targets (SBT)?

Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um wissenschaftlich fundierte Ziele zum Klimaschutz. Denn: Es wird genau geprüft, ob ein SBT-validiertes Unternehmen dazu beiträgt, das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Diese freiwillige Überprüfung erfolgt durch die Science Based Target Initiative (SBTi) als unabhängige Institution und umfasst unsere gesamte Geschäftstätigkeit. Und zwar nicht nur mit Blick auf den eigenen operativen Betrieb, sondern über den gesamten Lebenszyklus der auf OTTO verkauften Produkte hinweg: von den verwendeten Materialien über die Produktionsbedingungen und den Transport hin zur Nutzenphase bei den Kund*innen. Selbst die anschließende Entsorgung wird mitbetrachtet.

Was genau hat sich die Otto Group vorgenommen?


Das konkrete Ziel, das wir uns konzernweit gesetzt haben, ist es, unsere Emissionen bis 2031 im Vergleich zum Basisjahr 2021 um 42 Prozent zu reduzieren. Hierbei sprechen wir von absoluter Reduktion. Kompensationen werden in den SBT nicht angerechnet. Das zeigt den hohen Anspruch, den die Initiative an die Unternehmen hat. Bis 2045 möchte die Otto Group darüber hinaus Netto-Null-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette erreichen


Uns war es wichtig, ein starkes Zeichen für einen verantwortungsvolleren E-Commerce zu setzen.

Für uns bei OTTO sind Klima- und Nachhaltigkeitsziele natürlich nicht neu, sondern schon seit 1986 fester Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Entsprechend hoch war die Eigenmotivation, unsere ohnehin schon ambitionierten Ziele nochmal auf ein neues Niveau zu heben. Wir gehen dabei sogar über das geforderte Maß hinaus, indem wir freiwillig auch unser Marktplatzgeschäft an SBT knüpfen. Das ist in unserem Wettbewerbsumfeld tatsächlich einzigartig. Uns war es wichtig, hier ein starkes Zeichen für einen verantwortungsvolleren E-Commerce zu setzen.

Welche Rolle spielt die OTTO Einzelgesellschaft beim Erreichen dieser Ziele?


Mehr als die Hälfte der konzernweiten Emissionen sind auf unsere Geschäftsprozesse und die bei OTTO verkauften Produkte zurückzuführen. Entsprechend ernst nehmen wir unsere Verantwortung. Wir unterteilen unsere Gesamtemissionen und die daran geknüpften Ziele grob in drei Kernbereiche:

Den geringsten Teil machen mit 0,2 Prozent die Emissionen an unserem Standort aus. Diese werden wir bis 2030 im Vergleich zum Basisjahr 2021 absolut um 42 Prozent reduzieren.

Knapp die Hälfte unserer Emissionen fallen in der Lieferkette an. Ursächlich dafür sind beispielsweise die verwendeten Materialien und die für die Produktion benötigte Energie. Bei unseren Eigen- und Lizenzmarken können wir in diesem Bereich den größten Einfluss nehmen. Hier haben wir uns bis 2031 ein absolutes CO2-Reduktionsziel in der Lieferkette von 42 Prozent gegenüber dem Basisgeschäftsjahr 2021/2022 gesetzt.

Den größten Teil machen mit 58 Prozent die Emissionen in der Nutzenphase bei den Kund*innen aus. Dabei geht es maßgeblich um den Strom zum Betrieb der auf OTTO verkauften Elektrogeräte. Und der stammt in rund der Hälfte der deutschen Haushalte noch immer aus fossilen Energieträgern. Die hier entstehenden Emissionen wollen wir ebenfalls um 42 Prozent reduzieren.


Wie kann OTTO diese Emissionen in der Nutzenphase adressieren?


Wir möchten durch unterschiedliche Maßnahmen den Anteil an Grünstrom bei der Nutzung der bei uns gekauften Geräte erhöhen. In der Vergangenheit haben wir beispielsweise den Kauf eines energieeffizienten Küchengeräts mit Bonuspunkten für unser Vorteilsprogramm OTTO UP belohnt. Solche Incentivierungsmaßnahmen werden wir künftig weiter ausbauen. Wir vertrauen aber auch auf unterstützende Markteffekte, beispielsweise durch Zielvorgaben der Bundesregierung.


Aktuell verkaufen mehr als 6.500 Marktplatzpartner auf der Plattform. Hinzu kommen Fremdmarken, die OTTO einkauft. Wie will das Unternehmen sicherstellen, dass die Lieferketten Dritter den SBT-Standards genügen?


Das ist definitiv herausfordernd. Deswegen entscheidet sich auch kaum ein Wettbewerber freiwillig für die SBT-seitige Betrachtung des Marktplatzes. Denn: Bei Marktplatzpartnern und Fremdmarken können wir keinen direkten Einfluss auf die Lieferkette nehmen. Deswegen haben wir uns hier anstelle eines Reduktionsziels ein sogenanntes Supplier-Engagement-Ziel gesetzt. Darin verpflichten wir uns, zunehmend mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die sich selbst Science Based Targets gesetzt haben. Denn so verschreiben sie sich mit Blick auf ihre eigene Lieferkette denselben hohen Standards wie wir das für unsere Eigenmarken tun. Das heißt, dass wir Partner ermutigen und dabei unterstützen, sich selbst Ziele zu setzen und diese validieren zu lassen. So wollen wir den Anteil der SBTi-validierten Marktplatzpartner bereits bis Ende des Geschäftsjahrs 2027/28 auf 20 Prozent erhöhen.


Demgegenüber stehen die Fremdmarken, also namhafte Brands, die wir auf OTTO verkaufen. Diese sind bereits knapp zur Hälfte SBT-zertifiziert. Bis 27/28 haben wir uns das Ziel gesetzt, diesen Anteil auf 75 Prozent zu erhöhen.

Welche konkreten Maßnahmen stehen zum Erreichen der Ziele gerade auf der Agenda?


Wir beraten derzeit intensiv mit der Otto Group und unseren Wirtschaftsprüfern dazu, wie wir den Grünstromanteil bei unseren Kund*innen erhöhen können. Hier gibt es bereits vielversprechende Ansätze.

Zudem wollen wir die Messung unseres CO2-Fußabdrucks durch unser Carbon Accounting weiter verbessern. Aktuell arbeiten wir mit einem Mix aus Primärdaten, Modellierungen und Simulationen, die eine gute Grundlage bilden. Durch einen höheren Anteil an Primärdaten könnten wir unseren CO2-Fußabdruck jedoch noch präziser bestimmen und den Einfluss von Einzelmaßnahmen zur Reduktion sichtbarer machen.

Das wird uns helfen, CO2 noch stärker als Entscheidungsgröße in unsere Geschäftsprozesse zu integrieren, sodass wir stets abwägen können, welchen Impact eine Investition auf unsere CO2-Bilanz hat. Auf dieser Basis ließe sich dann auch der Ausbau energieeffizienter Produktionsprozesse oder die Verwendung umweltfreundlicher Materialien noch gezielter vorantreiben.

Darüber hinaus gehen wir in den Austausch mit unseren Fremdmarken- und Marktplatz-Partnern, um ihre Einstellung zum Thema SBT zu verstehen und daraus Maßnahmen abzuleiten.

Und zuletzt bleibt es immer eine Maßnahme, weitere intrinsisch motivierte Mitstreiter*innen zu gewinnen, die hier einen Beitrag leisten wollen. Hier sind alle Kolleg*innen herzlich eingeladen.

Wie arbeitet OTTO mit den anderen Konzerngesellschaften zusammen, um die SBT zu erreichen?


In sehr vielen Bereichen profitieren wir vom Austausch innerhalb des Konzerns. Beispielsweise wollen wir gemeinsam mit den Kolleg*innen aus der Otto Group Holding sowie den einzelnen Konzerngesellschaften die Emissionen, die im Rahmen der Produktion unserer Eigen- und Lizenzmarken anfallen, synergetisch adressieren.

Ralf, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

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