320.000 Einweg-Kaffeebecher werden in Deutschland laut „Deutscher Umwelthilfe“ (DUH) pro Stunde verbraucht. Das sind fast drei Milliarden Stück pro Jahr. Für die Herstellung werden zehntausende Tonnen Holz und Kunststoff sowie Milliarden Liter an Wasser benötigt. Für die Produktion ist jährlich eine Energiemenge nötig, mit der man eine Kleinstadt versorgen könnte. Echte Horrorzahlen für ganzheitlich denkende Verbraucher. Zu denen gehört auch Roman Witt. Der 42-Jährige arbeitet im Management des Hamburger Kaffeehändlers „El Rojito“ und hat mit seinem Team die Aktion „Refill it“ aus der Taufe gehoben.
Becherhelden an der Elbe

Auch die Bio-Konditorei „Eichel“ in der Osterstraße in Hamburg-Eimsbüttel ist dabei.
Die Idee: Zwölf Cafés an der Elbe, die Kaffee aus der „El Rojito“-Rösterei beziehen, haben sich zu dem Leihbecher-Netzwerk „Refill it“ zusammengeschlossen. Für drei Euro, das entspricht exakt den Produktionskosten, werden den Kunden schwarze Mehrwegbecher mit Filzstück und Deckel angeboten, die immer wieder mit Heißgetränken gefüllt werden können. Die „No Waste“-Becher werden in Deutschland hergestellt, sind biologisch abbaubar und dürfen auch in die Spülmaschine. Jeder kann seinen Refill-Becher in einem der Netzwerk-Cafés abgeben und gegen einen neuen tauschen.
Offiziell ist es nämlich in Deutschland aus hygienischen Gründen (noch) nicht erlaubt, den eigenen Mitbring-Becher im Café wieder auffüllen zu lassen. „Wenn man den Becher am Tresen entgegennimmt, heiß ausspült und neu befüllt, ist aber auch dagegen nichts zu sagen“, weiß Roman Witt. Im Café des „El Rojito“ werden Pappbecher überhaupt nicht mehr angeboten: „Dieser Umwelt-Irrsinn ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, befindet Witt und ist sich sicher, seiner umweltbewussten Klientel im grünen Viertel Ottensen die Maßnahme erklärend ans Herz legen zu können.
Gastronomie minimiert Plastikmüll

Im Café „Kraweel“ auf St. Pauli kann man die Becher ebenfalls wieder befüllen lassen.
In Berlin läuft bis zum 30.11. noch das ähnlich gestrickte Pilotprojekt Just swap it und die DUH wirbt bereits seit einiger Zeit mit der Plakat-Aktion „Sei ein Becherheld“ dafür, Abschied vom Pappbecher zu nehmen. Klasse Aktionen, findet Witt, doch er denkt noch weiter und bietet den Kaffee von „El Rojito“ den Gastronomen nicht mehr in Plastiktüten, sondern in Eimern an, die ebenfalls wieder befüllt werden können.
Jüngst hatte die Anti-Plastik-Aktivistin Nadine Schubert auf dem re:THINK-Workshop etwas ganz ähnliches berichtet: „Ich hab’ monatelang nach Kaffee gesucht, der nicht mehr in Einweg-Plastikverpackungen verkauft wird. Bei meinem Bäcker im Nachbardorf wurde ich fündig. Der bezieht seinen Kaffee direkt von der Rösterei und füllt mir die Bohnen in meine Metalldose – immer wieder neu.“ Die Bohnen nicht nur für Gastronomen, sondern auch für die Endverbraucher direkt in Dosen abfüllen zu lassen – das wäre die nächste Idee in Sachen Müllvermeidung!
Zahlen für nachhaltigen Smalltalk zum Thema Coffee to go Becher
Hier sind noch ein paar von der Deutschen Umwelthilfe zusammengetragene Zahlen, mit denen sich auf der nächsten Party überzeugend für die Mehrwegbecher – die vielleicht statt Blumenstrauß oder Hochprozentigem mitgebracht werden – werben lässt:
- Für die Herstellung der in Deutschland pro Jahr verbrauchten Coffee-to-go-Becher werden ca. 43.000 Bäume gefällt.
- Der jährliche Wasserverbrauch für die Herstellung von Coffee-to-go-Bechern entspricht dem Jahresverbrauch von 32.000 Deutschen.
- Mit der für die Herstellung der jährlich in Deutschland verbrauchten Coffee-to-go-Becher eingesetzten Energie könnten 100.000 Musterhaushalte 1 Jahr mit Strom versorgt werden.
- Die Lebensdauer eines Einwegbechers ist mit 15 Minuten noch kürzer als die einer Plastiktüte mit 25 Minuten.
- Durch die Nutzung eines Mehrwegbechers kann jeder Deutsche pro Jahr 34 Coffe-to-go-Becher einsparen.
Mehr Infos unter:
https://www.facebook.com/refillithh/
Mittlerweile bietet auch OTTO seinen Mitarbeitern KeepCups an, um einen ressourcenschonenderen Kaffeekonsum zu fördern. Und wer nun auch einen eigenen Coffee to go Mehrwegbecher haben möchte, findet hier Tipps für die richtige Wahl.
Alle Fotos: Peter Bauer
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