Palmöl hat einen schlechten Ruf und wird immer häufiger gemieden. Die Industrie steigt deshalb auf Kokosöl um, aber ist das wirklich eine ökologische Alternative? Wir klären die Frage, ob Kokosöl nachhaltig ist und welche heimischen Öle besser sind.

Schon länger ist Palmöl in Verruf geraten – zu Recht, denn die Produktion und der Anbau belasten die Umwelt stark. Der Umschwung zum Kokosfett soll suggerieren, dass sich die Produzenten ökologischen Alternativen zuwenden. Dass Kokosöl nachhaltig ist, wurde so bereits in vielen Köpfen abgespeichert. Ein direkter Vergleich zeigt allerdings, dass dem nicht so ist. Wir erklären, wo die Unterschiede zwischen Kokosöl und Palmöl liegen und welche Alternative es zu Kokosöl gibt.
Kokosöl und Palmöl – Unterschiede, Gemeinsamkeiten und mehr:
Die schlechte Ökobilanz von Palmöl

Vor allem der Anbau der Ölpalme ist problematisch. Sie wächst in tropischen Regionen wie den Philippinen, Westafrika, Indonesien und Malaysia. Um die große Nachfrage der vergangenen Jahre zu stillen, wurden dort gigantische Flächen Regenwald abgeholzt und zu Ölpalmenplantagen umgewandelt. Es entstanden Monokulturen, die anfällig für Schädlinge sind. Zudem verloren bedrohte Tierarten wie Orang-Utans, Nashörner und Elefanten ihren Lebensraum. Aber nicht nur die Umwelt und die Tiere leiden durch die Produktion von Palmöl, auch die Einwohner der Anbaugebiete werden immer wieder von ihrem Land vertrieben und von den Plantagenbetreibern ausgebeutet. Dazu kommt, dass der CO2-Fußabdruck von Palmöl auch durch die langen Transportwege steigt. Durch Brandrodungen werden riesige Mengen CO2 freigesetzt. So entstehen in der Gesamtrechnung sagenhafte 10 bis 30 Tonnen CO2 bei der Produktion einer Tonne Palmöl. Weitere Infos dazu bekommst du in unserem Ratgeber „Palmöl reduzieren“.
Das schlechte Image zwingt immer mehr Hersteller zum Umdenken. Sie produzieren „palmölfreie“ Lebensmittel, Pflegeprodukte etc. und verwenden stattdessen Kokosöl. Nachhaltig gedacht oder nur eine Mogelpackung? Der direkte Palmöl-Kokosöl-Vergleich zeigt, dass die vermeintlich ökologische Alternative in Wirklichkeit viel problematischer ist.

Kokosöl und Nachhaltigkeit – ein großes und wichtiges Thema. Denn vielen ist nicht bewusst, dass die vermeintlich ökologische Alternative zu Palmöl eine viel größere Belastung für die Umwelt ist. Die Kokospalme wird in denselben Regionen angebaut und der stetig wachsende Bedarf sorgt dafür, dass weitere Flächen gerodet werden. Die Regenwald-Abholzung bleibt also als Problematik bestehen und wird sogar noch verstärkt, da insgesamt viel mehr Pflanzen zur Produktion benötigt werden. Die Ölpalme ist nämlich wesentlich ertragreicher. Auch Monokulturen, die Reduzierung der Artenvielfalt sowie die Ausbeutung der Arbeitskräfte sind beim Umstieg von Palmöl auf Kokosöl weiterhin problematisch. Bisher steht Kokosöl noch nicht so in der Kritik. Dass Kokosöl nachhaltig ist, darf allerdings mehr als nur bezweifelt werden. Die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache.
Kokosöl vs. Palmöl: Unterschiede im Überblick
Palmöl | Kokosöl |
Anbau & Produktion | |
Die jährliche Produktion beträgt 60 Millionen Tonnen. | Die jährliche Produktion beträgt 3,6 Millionen Tonnen. |
Der Ertrag liegt bei 3,3 Tonnen Palmöl pro Hektar. | Der Ertrag liegt bei 0,7 Tonnen pro Hektar. |
Anbau auf großen Plantagen. | Aktuell noch Anbau auf kleinen Plantagen mit kleinbäuerlicher Struktur. Das ändert sich jedoch mit steigendem Bedarf. |
Wird in Monokulturen angebaut, die hohen Wasserverbrauch haben und anfällig für Schädlinge sind. Hoher Pestizid-, Düngemittel- und Wasserverbrauch. | Wird in Monokulturen angebaut, die hohen Wasserverbrauch haben und anfällig für Schädlinge sind. Hoher Pestizid-, Düngemittel- und Wasserverbrauch. |
Öl wird aus ganzer Pflanze gewonnen. | Öl wird nur aus den Früchten gewonnen. |
Wird in der Regel raffiniert unter Verwendung von Lösungsmitteln, Natronlauge und Bleichmitteln. | Wird in der Regel raffiniert unter Verwendung von Lösungsmitteln, Natronlauge und Bleichmitteln. |
Strukturen für Bio-Zertifizierungen und entsprechende Kontrollen etabliert. | Strukturen für Bio-Zertifizierungen und entsprechende Kontrollen nicht etabliert. |
Verwendung | |
Lebensmittelbereich, z. B. bei Schokolade, Brotaufstrichen, Süßwaren, Speiseeis, Margarine | Lebensmittelbereich, z. B. bei Schokolade, Brotaufstrichen, Süßwaren, Speiseeis, Margarine |
Kochen und Braten | Kochen und Braten |
Körperpflege, Wasch- und Reinigungsmittel | Körperpflege, Wasch- und Reinigungsmittel |
Kerzen | Kerzen |
Energie- und Kraftstofferzeugung | Energie- und Kraftstofferzeugung |
Inhaltsstoffe & Gesundheit | |
Enthält etwa 50 Prozent gesättigte Fettsäuren. | Enthält etwa 90 Prozent gesättigte Fettsäuren, dafür aber besser verdauliche und leichter abbaubare Laurinsäure. |
Unraffiniert enthält es hochaktives Vitamin E, Vitamin A und das Provitamin Beta-Carotin. | Unraffiniert enthält es Vitamin E, Spuren von Mineralstoffen und Aminosäuren. |
Raffiniert enthält es viele gesundheitsschädliche Transfette. | Raffiniert enthält es viele gesundheitsschädliche Transfette. |

Eine echte Alternative zu Kokosöl und Palmöl gibt es nicht. Zumindest nicht, wenn sie alles können soll. Wichtig ist es deshalb, den Konsum einzuschränken und auf regionale Produkte zu setzen, wenn sie beispielsweise genauso gut beim Backen, Kochen etc. verwendet werden können. Geht das nicht, solltest du darauf achten, nur zertifiziertes Palmöl bzw. Kokosöl zu kaufen. Gerade beim Palmöl gibt es mittlerweile einige Hersteller, die sich der nachhaltigen Produktion verschrieben haben. So ist bei Bio-Palmöl der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit ein zentrales Anliegen. Primär- oder Sekundärwälder dürfen nicht gerodet werden. Der WWF fordert, Palmöl nicht durch Kokosöl zu ersetzen, sondern daran zu arbeiten, dass die Anbaumethoden nachhaltig verändert werden. Denn: „Kaum eine andere Pflanze ist so ergiebig wie die Ölpalme. Um den gleichen Ertrag mit regionalen Ölen zu erzielen, müsste eine sehr viel größere Fläche bepflanzt und mit schwerem Gerät bewirtschaftet werden.“
Wir müssen also verantwortungsvoller mit unseren Ressourcen umgehen und gucken, wo regionale Alternativen Sinn ergeben und wo wir generell auf Fette verzichten können. Raffiniertes Öl braucht es beispielsweise nicht immer zur Zubereitung von Speisen. Native Öle, also kalt gepresste Öle, sind umweltschonender und auch gesünder, da ihre Inhaltsstoffe zum Großteil erhalten bleiben. Eine Alternative zu Margarine ist ein selbst gemachter Aufstrich aus Sonnenblumenkernen. Ein leckeres Salatdressing kommt ganz ohne Öl aus: Mische einfach Balsamico, Senf, Zitronensaft, Knoblauch, Salz und Pfeffer zu einer Vinaigrette. Generell gilt: Rapsöl, Leinöl, Sonnenblumen- und Kürbiskernöl sind nicht nur gesunde Fette, weil sie eine vorteilhafte Zusammensetzung der Fettsäuren aufweisen, sondern auch, weil sie einen viel kürzeren Transportweg haben als Palmöl oder Kokosöl.

Schwieriger wird es bei Kosmetika und Pflegeprodukten. Mögliche Alternativen zu Kokosöl und Palmöl sind Aloe-Vera-Gel, das du selbst aus einer Pflanze extrahierst oder auch Reiswasser bzw. Nudelwasser. Es lässt sich gut zur Hautreinigung und als Haarspülung oder Kur verwenden. Melkfett eignet sich ebenfalls zur Hautpflege und kann auch bei selbst gemachter Lippenpflege oder in Cremes zum Einsatz kommen. Wichtig: Achte darauf, dass keine Vaseline enthalten ist, denn sie enthält Paraffine aus Erdöl, kann die Poren verstopfen und zu allergischen Reaktionen führen. Melkfette auf Bienenwachs-Basis haben keine nachweisbaren Nebenwirkungen und sind ökologischer.
Dass Kokosöl nachhaltig ist und damit eine gute Alternative zu Palmöl, lässt sich mit einem kurzen Blick auf die Produktion und den Anbau schnell widerlegen. Derzeit wird es zwar noch auf vergleichsweise kleinen Plantagen angebaut, aber der steigende Bedarf wird auch zu immer größeren Anbaugebieten und damit zu mehr Regenwald-Abholzung, Artensterben und Monokulturanbau führen. Unsere Umwelt würde durch den kompletten Ersatz von Palmöl durch Kokosöl noch stärker belastet, da viel mehr Pflanzen, Wasser, Dünger und Pestizide zur Gewinnung von einer Tonne Öl benötigt werden. Ein reflektierter und schonender Umgang mit dieser Ressource ist daher besser. Mittlerweile gibt es viele zertifizierte Bio-Palmöle. Wenn du zusätzlich noch deinen Verbrauch von Fetten reduzierst und, dort wo es Sinn ergibt, auf regionale Alternativen zurückgreifst, ist das der beste und nachhaltigste Weg.
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