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Eldercare: „Die Pflege meiner Eltern und die Arbeit erlauben nicht viel"
Kultur

Eldercare: „Die Pflege meiner Eltern und die Arbeit erlauben nicht viel"

Daniela Reimers betreut im Möbel-Einkauf bei OTTO das Online-Marketing – und muss Arbeit und Pflege ihrer Eltern unter einen Hut bringen

Autorin Kathrin Wittig Lesedauer: 4 Minuten
Was tun, wenn Eltern zu Betreuungsfällen werden? Daniela Reimers‘ Mutter hat Alzheimer, auch ihr Vater ist krank. Für die 53-Jährige eine Dauerbelastung, die sie jedoch meistert – auch dank professioneller Hilfe und Unterstützung

„Einige Kolleg*innen kennen meine Mutter, weil sie regelmäßig während meiner Videokonferenzen im Hintergrund aufgetaucht ist. Bei anderen sind es die Kinder, die neugierig schauen, was gerade passiert – bei mir ist es eben meine Mutter“, beschreibt Daniela Reimers ihre Homeoffice-Situation während des Corona-Lockdowns. Danielas Mutter ist 81 – und an Alzheimer erkrankt. Eine Situation, die Daniela und ihrer Familie einiges abverlangt und „ohne Hilfe nicht zu bewältigen wäre“, wie sie sagt.
Dass Daniela richtig unter Strom steht, ist offensichtlich. Unser Gespräch hat sie kurzerhand um 2 Stunden nach vorne verlegt, weil sie sich gerade nicht nur um ihre Mutter sorgt, sondern auch ihr Vater noch ins Krankenhaus musste. „Ich kann im Moment nicht planen oder vorhersehen, was nachher los ist, ob die Ärzt*innen mich anrufen, was das für mich bedeutet, deshalb melde ich mich jetzt“, erklärt sie entschuldigend die Situation.

OTTO ist Teil ihres Lebens

Daniela ist 53, arbeitet seit ihrer Ausbildung 1987 bei OTTO und betreut dort im Möbel-Einkauf das Online-Marketing der Premium-Möbel-Sortimente. Wichtig ist ihr „der direkte Draht zu den Lieferanten. Mit Menschen, die man kennt und mit denen man langjährige berufliche Beziehungen pflegt, kann man ganz anders über mögliche Kampagnen verhandeln“, beschreibt sie ihre Aufgabe. Sie ist fest verwurzelt bei OTTO. „OTTO ist ein Teil meines Lebens“, sagt Daniela und lächelt.
Sie und ihr Mann leben in einem Dorf im Landkreis Lüneburg in einem Häuschen, die beiden Kinder sind Ende 20 und aus dem Haus. „Eigentlich perfekt, für ein gemütliches und beschauliches Leben in Zweisamkeit“, sagt Daniela. Wenn, tja, wenn da nicht die Eltern und deren Pflege- und Hilfsbedürftigkeit wären.

Daniela Reimers „Nur durch diese intensive Beratung und gleichzeitig die hervorragende Hilfe konnte ich durchsetzen, dass für beide Eltern in kürzester Zeit Pflegestufen genehmigt waren“

Daniela Reimers , betreut im Möbel-Einkauf bei OTTO das Online-Marketing

Ein Alltag, der von Alzheimer bestimmt wird

Daniela ist immer in Alarmbereitschaft. Vor allem, wenn das Telefon früh morgens oder spät abends noch klingelt. Dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Polizei dran ist. „Alzheimer-Patient*innen haben oft einen starken Bewegungsdrang. Bei meiner Mutter äußert der sich darin, dass sie spontan und allein Spaziergänge unternimmt – und dabei ‚verlorengeht‘. Bis jemand sie findet“, sagt Daniela.
Ihre Eltern wohnen in Hamburgs Osten. Eine Strecke, die Daniela seit diesem Jahr regelmäßig mit dem Fahrrad bewältigt. „Ich muss mich bewegen und die Zeit auf dem Fahrrad hilft mir, den Kopf mal freizukriegen. Mehr eigene Zeit bleibt ihr momentan kaum. Daniela erklärt: „Die Pflege- und Hilfsbedürftigkeit meiner Eltern und die Arbeit erlauben einfach nicht mehr. Ich habe auch keine Geschwister, so dass ich alles alleine regeln muss“. Besuche bei Ärzt*innen, Pflegebesuche, Organisation von Tagespflege, Krankenkassen-Abrechnungen, Krankenhausbesuche, all diese Dinge müssen in den Alltag integriert werden.
Unterstützung hat sich Daniela bei ihrem Arbeitgeber geholt. „Vor exakt zwei Jahren wurde die Situation immer schwieriger. Mein Vater wollte oder konnte das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit bei meiner Mutter einfach nicht akzeptieren. Ich konnte ihn damals nicht mit Argumenten erreichen. Die Situation war für uns alle einfach untragbar“, beschreibt Daniela, was sich in ihrer Familie im November 2019 abgespielt hat. Ihr fiel damals ein, einen Bericht über Eldercare, also das Pflegen älterer Familienangehöriger, im OTTO-Intranet gelesen zu haben. Sie rief bei der koordinierenden Kollegin in der Sozialberatung an und bekam sofort den Kontakt zu wds.eldercare.

Dahinter steckt eine Organisation, die mit OTTO kooperiert und deren Expert*innen bei allen aufkommenden Fragen, die sich Betroffene und Angehörige im eintretenden Pflegefall stellen müssen, unterstützen und entsprechende Kontakte vermitteln.
„Nur durch diese intensive Beratung und gleichzeitig die hervorragende Hilfe konnte ich durchsetzen, dass für beide Eltern in kürzester Zeit Pflegestufen genehmigt waren“, beschreibt Daniela diesen persönlichen Glücksfall. Auch die Themen Tagespflege und 24-Stunden-Betreuung konnte Daniela mit Hilfe dieser Unterstützung ausweiten, so dass sie inzwischen nicht mehr bei ihren Eltern im Homeoffice arbeiten muss, um gleichzeitig ihre Mutter im Blick zu behalten. „Seit einigen Wochen wohnt eine sehr liebe Dame bei meinen Eltern im Haus, die ihnen unwahrscheinlich hilft. Ich muss keine Angst mehr haben, dass meine Mutter sich beim Spazierengehen verläuft oder versehentlich den Herd eingeschaltet lässt“, sagt Daniela erleichtert. „Und mit der 24-Stunden-Pflege vor Ort kann meine Mutter so lange wie möglich im eigenen Zuhause bleiben. Das ist für Alzheimer-Patient*innen besonders wichtig, weil ihnen das eigene Umfeld Sicherheit gibt.“

Von dieser Unterstützung erhofft sie sich nun wieder mehr Ruhe und Zeit für sich. Sie sagt: „Jeder Mensch hat eine gewissen Anzahl an Ressourcen. Diese gilt es, gut zu verteilen, irgendwann ist der Akku komplett leer. Ich kann allen nur empfehlen, Hilfe und Unterstützung rechtzeitig in Anspruch zu nehmen – es ist eine unglaubliche Entlastung.“

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