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Diversity-Porträt mit Nico: „Wir wollen die Rolle von Vätern verändern“
Kultur

Diversity-Porträt mit Nico: „Wir wollen die Rolle von Vätern verändern“

Wie lässt sich Vaterschaft und Beruf vereinen?

Autorin Elena Rasmussen Lesedauer: 3 Minuten
Für Väter ist die Kinderbetreuung seit der Coronakrise zum größten Stressfaktor geworden und nicht mehr der Job. Bei Müttern war das schon vorher so. Das hat eine Forsa-Umfrage der KKH ergeben. Nico Lüthje freut sich über diese Erkenntnis. Er ist Consultant im Business Relationship Management bei der Otto Group und im Kernteam des Väternetzwerkes Väter@OTTO des Unternehmens, das dafür kämpft, dass sich das Rollenbild des Vaters endlich ändert


Im ersten Gespräch mit Nico, das aufgrund der aktuellen Situation nur virtuell stattfinden kann, wird schnell klar, was ihm wichtig ist: das Vatersein. Denn er ist nicht alleine, sondern sitzt gemeinsam mit seiner fünf Jahre alten Tochter vor dem Bildschirm, die solche Videotelefonate nach über zwei Monaten zu Hause arbeiten zu kennen scheint. Sein achtjähriger Sohn begleitet an dem Tag dagegen die Mutter bei der Arbeit. „Es ist schon eine Herausforderung. Zurzeit besteht im Grunde genommen keine Chance beiden Themen, also Kinder und Arbeit, zu 100 Prozent gerecht zu werden, da sie im Grunde genommen die Ganze Zeit gleichzeitig stattfinden. Diese Erkenntnis hat bei mir aber viel Ruhe reingebracht, es bleibt aber ein täglicher Balanceakt“, beschreibt Nico die aktuelle Situation. Genau das beweist er, als er sich beim Fragen beantworten gleichzeitig um seine Tochter kümmert. Natürlich freut er sich auch, wenn er morgensfrüh mal alleine eine Runde joggen oder abends in Ruhe spazieren gehen kann, aber am Leben seiner Kinder teilnehmen zu können ist ihm wichtig und macht ihn aus. Deshalb leitet er auch das Väternetzwerk der Otto Group mit.

Wofür braucht es ein Väternetzwerk überhaupt?

Seit das Netzwerk vor rund vier Jahren gegründet wurde sind über 150 Mitglieder Teil davon geworden. In erster Linie richtet sich das Netzwerk an Väter, es ist aber für alle offen. Auch Nico ist von Anfang an dabei, weil er die Rolle von Vätern ändern will: „Wir wollen inspirieren und eine Vielzahl von Familienmodellen sichtbar machen. Das kann durchaus auch anders aussehen, als es die eigenen Eltern vorgelebt haben. Es liegt in der Verantwortung von Vätern ihrer eigenen Rolle gerecht zu werden, so wie sie es wollen.“ Dafür braucht es für Nico mehr Vorbilder, die zeigen, wie es möglich ist Vaterschaft und Beruf zu vereinen. Deshalb ist der Austausch im Väternetzwerk so wichtig. Nico findet, dass das klassische Familienmodell meistens immer noch den Vater als Hauptverdiener sieht – und das geht für ihn häufig zu Lasten der Zeit, die der Mann mit seiner Familie verbringen kann. Dass es auch anders geht, hat Nico selbst gezeigt: Nach der Geburt seiner jüngeren Tochter war er ein Jahr lang in Elternzeit. Seitdem arbeitet er bei Otto in Teilzeit. Dabei sind Arbeitszeitmodelle nicht die einzigen Themen beim monatlichen Lunch oder auf den regelmäßigen Veranstaltungen des Väternetzwerks. Es geht auch um Vater-Kind-Aktivitäten oder richtige Mediennutzung für Kinder. „Es ist einfach wertvoll sich gegenseitig zu unterstützen und zu merken, dass man nicht allein in der Situation ist. Auch für mich waren schon viele gute Impulse dabei“, erklärt Nico.

Wir wollen inspirieren und eine Vielzahl von Familienmodellen sichtbar machen. Das kann durchaus auch anders aussehen, als es die eigenen Eltern vorgelebt haben.

Nico Luethje , Business Relationship Management Consultant

Wie wichtig ist Gleichberechtigung von Eltern?

„Es geht nur gemeinsam“, findet Nico. „Es hat so großes Potential, wenn beide Elternteile sich verwirklichen können, was nur mit Gleichberechtigung geht. Früher war das klassische Rollenbild häufig so, dass sich die Frau nach dem Mann gerichtet hat. Für mich ist klar, dass das nicht so sein sollte. Jeder sollte seine eigene Lösung finden können. Bei unserem zweiten Kind bin ich beispielsweise zu Hause geblieben, weil das beruflich für meine Freundin und mich einfach besser gepasst hat. Auch wenn ich dadurch viele Nachfragen aus meinem Umfeld bekommen habe, was denn jetzt mit meiner Karriere sei.“ Das hat Nico zwar zum Nachdenken gebracht, aber nichts an seiner Entscheidung oder Situation geändert. „Männer sollten ihren Beitrag leisten, aber Frauen können auch mehr von ihnen fordern“, findet er. Für ihn zeigt sich anhand der Ergebnisse der Forsa-Umfrage der KKH, dass Mütter dies auch verstärkt tun und Väter sich auch mehr um ihre Kinder kümmern. Das kann gerade während der zusätzlichen Belastung von vielen während der Coronakrise mehr Stress bedeuten und auch mal aufwendiger sein, aber es kann auch zu mehr Gleichberechtigung in der Partnerschaft führen.

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