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Nachhaltige Verpackungen aus wildem Plastik
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Nachhaltige Verpackungen aus wildem Plastik

OTTO und WILDPLASTIC kooperieren und haben eine neue Versandtüte für OTTO entwickelt

Autorin Felicitas Vach Lesedauer: 5 Minuten
Christian Sigmund ist Mitgründer und CEO von WILDPLASTIC – eine Purpose-Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, wildes Plastik aus der Umwelt zu holen und in einen funktionierenden Kreislauf zu bringen. Im Interview berichtet Chris über die Idee, die Zusammenarbeit und Mikroplastik im Meer

Moin Chris, wie bist du auf die Idee hinter WILDPLASTIC gekommen?

Die Idee kommt nicht von mir, sondern aus dem WILDPLASTIC-Kollektiv. Unser Kollektiv besteht aus Kreativen, Unternehmern und Expert*innen, die wildes Plastik als Wertstoff in die Kreisläufe zurückführen wollen. Wir alle haben an verschiedenen Orten der Welt die gleiche Erfahrung gemacht – überall ist Plastikmüll, der unsere Umwelt belastet. Ob in Indien, in Südamerika oder auch an den Stränden Europas! Zusammen möchten wir einen Teil zur Lösung beitragen.

Warst du selbst schon mal am Strand Plastik sammeln?

Ich habe vier Jahre in Irland und England gelebt und fast jedes Wochenende an der Küste verbracht. Dabei ist mir nach dem Surfen immer wieder aufgefallen wie viel Plastik am Strand liegt. Doch ich meine nicht Flaschen oder Behälter, sondern vor allem Mikroplastik. Kleine Partikel, die man nicht mehr einsammeln kann. Die Essenz ist klar: Wir müssen soviel Plastik wie möglich aus der Umwelt retten, bevor es in unsere Ozeane gelangt!

Kommen wir zur Verpackungstüte. Woher kommt das Plastik für die WILDPLASTIC-Tüten?

Wildes Plastik wird an den vermülltesten Orten der Welt gesammelt: zum Beispiel in Haiti, in Nigeria oder in Indien. Dort gibt es keine Abfallwirtschaft und damit auch keine Chance im Umgang mit den riesigen Mengen an Plastikmüll. Nach der Sammlung wird es zusammengepresst und im Container nach Europa zum Recycling geschifft. Von dort geht es schnurstracks zur Herstellung der OTTO-Tüten.

Ist das wirklich gut für die Umwelt, wenn wir uns das Verschiffen und die Weiterverarbeitung ansehen?

Das Plastikproblem kriegen wir nur in den Griff, wenn wir sowohl unseren Konsum überdenken als auch das bereits entstandene Plastik aufräumen. Und jede Versandtasche aus WILDPLASTIC leistet dazu einen direkten Beitrag!
Die Sammler*innen vor Ort gehören zu den am meisten marginalisierten Menschen der Welt, sie verdienen häufig weniger als einen Dollar am Tag. Das ist ungerecht, denn sie leisten einen eminent wichtigen Beitrag mit ihrer Arbeit. Daher sorgen wir gemeinsam dafür, dass die Arbeitsbedingungen vor Ort stetig besser werden. Und auch die Abfallwirtschaft in diesen Ländern funktioniert nicht so wie bei uns. Daher ist es richtig, diesen Plastik weiterzuverarbeiten.

Was möchtest du mit WILDPLASTIC bewegen?

Ich möchte mit WILDPLASTIC einen direkten Beitrag zur Problemlösung liefern. Wir wollen anpacken statt nur darüber zu sprechen. Die Zeit rennt und die Müllmengen nehmen weiterhin zu… “peak plastic” ist noch nicht erreicht! Worauf warten wir also? Ich wünsche mir außerdem, dass wir viele Nachahmer finden und auch andere, junge Unternehmer*innen inspirieren, um nach guten Lösungen zu suchen. Die Ideen von Heute sind hoffentlich fester Bestandteil der komplexen Welt von Morgen. Wir brauchen Mutmacher*innen, Mitreißer*innen, Wissenschaftler*innen, die mit uns Zukunft bauen!

Warum arbeitet ihr mit uns zusammen?

Ich finde, dass OTTO nicht erst seit Gestern ein sehenswertes Engagement in Umwelt- und Klimathemen zeigt. Und das hat sich in unseren Gesprächen über die letzten Monate noch einmal bestätigt. Durch die Kollaboration bringen wir diesen Veränderungswillen mit unserer innovativen Lösung zusammen und schaffen etwas, das vorher nicht da war. Um es deutlich zu sagen: Gemeinsam gehen wir komplett neue Wege und haben die weltweit erste Versandtasche aus wildem Plastik entwickelt. Das braucht Mut, Durchhaltevermögen, Vertrauen und auch echte Überzeugung von innen heraus.

Was mache ich mit meiner WILDPLASTIC Tüte, wenn meine Bestellung bei mir angekommen ist? Wie entsorge ich sie richtig, damit sie wieder recycelt werden kann?

Das ist ganz einfach: Du schmeißt sie in den gelben Sack, die Wertstofftonne oder die gelbe Tonne. Je nachdem wie es in deiner Region heißt. Damit wird die WILDPLASTIC Tüte recycelt und kann wieder zu etwas neuem werden!

Welcher Mensch beeindruckt dich am meisten und warum?

Mich inspirieren die beiden Töchter meiner großen Schwester, Lea und Alma. Sie sind noch keine 10 Jahre alt, leben in Irland und werden hoffentlich das Jahr 2100 erleben. Wie sieht die Welt dann wohl aus? Und was kann ich heute tun, um ihnen den Planeten in bestmöglichem Zustand zu hinterlassen?
Diese Fragen beschäftigen mich sehr und ich wünsche den beiden, dass sie genau so viel Liebe zur Natur entwickeln können wie ich das getan habe.

Wenn du in die Zukunft schaust, wie soll es optimalerweise mit WILDPLASTIC weitergehen?

Wir messen unseren Erfolg nicht primär in Umsatz, sondern in aufgeräumten Tonnen Plastikmüll. Und natürlich soll diese Kurve steil nach oben gehen! Am wirksamsten sind wir nämlich, wenn durch langfristiges Engagement auch nachhaltige Strukturen vor Ort entstehen können. Quasi eine Stadtreinigung für Haiti, oder den Norden von Nigeria.
Deshalb machen wir gemeinsam mit OTTO Tempo, um sukzessive immer mehr Versandtaschen aus WILDPLASTIC herzustellen. Und wenn das geschafft ist, träumen wir schon von den nächsten Ideen. Der Strand ist voller Müll, da liegen ja auch andere Plastiksorten. Wie wäre es zum Beispiel mit Möbelstücken aus WILDPLASTIC? [lacht]

Warum wird bei Versandtaschen nicht komplett auf Plastik verzichtet und auf abbaubare Stoffe umgestiegen?

Weil es noch zu viel Plastik da draußen gibt. WILDPLASTIC ist ein Rohstoff der aus der Umwelt gerettet wurde und einen direkten Beitrag für eine saubere Welt leistet. Der positive Nutzen geht aber über das Clean Up hinaus. Sammler*innen werden besser bezahlt und CO2 sparen wir auch noch. Abbaubare Stoffe machen dann Sinn, wenn die Materialien auch tatsächlich in der Umwelt landen. Ich würde applaudieren, wenn zum Beispiel die Trinkwasserbeutel in Haiti ab sofort abbaubar wären, sind sie aber leider nicht und daher sammeln wir sie ein.

Welchen Tipp hast du für uns alle, damit wir unseren Alltag etwas nachhaltiger gestalten können?

Was ist die eine Sache, die du am leichtesten verändern könntest? Ein grünes Bankkonto von Tomorrow einrichten? Mehr Brot selber backen? Kleidertausch mit Freunden? Es kommt immer darauf an, was einem leicht fällt. Und genau damit solltest du auch anfangen. Denn ist der erste Schritt getan, fühlt sich das bereits ziemlich gut an.

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