Am Rande der Gaming-Welt gewinnt ein Thema immer weiter an Bedeutung und schafft so langsam aber sicher den Weg in den Mainstream: Sim-Racing. Dahinter steckt eine besondere Art von „Rennspielen“, die mit ganz eigenen Regeln und Anforderungen daherkommt. Doch was ist das nun genau und welche Software gibt es auf dem Gebiet? Hier findest du die Antworten.
Der Begriff Sim-Racing setzt sich aus der Abkürzung „Sim“ für „Simulation“ und dem Wort „Racing“, zu Deutsch „Rennen“ zusammen. Genau darum geht es auch, um simulierte Rennen, genauer Autorennen. Weil das in der echten Welt nicht nur sehr gefährlich, sondern vor allem auch extrem teuer ist, versuchen sich immer mehr Menschen am digitalen Dasein als Rennfahrer*in. Wirklich neu ist das Thema allerdings nicht. Simulationen gibt es schon seit Jahrzehnten, allerdings haben sich Software und Technik immer stärker weiterentwickelt. In den vergangenen Jahren ist der Markt außerdem extrem gewachsen. Immer mehr Entwicklerstudios steigen ins Sim-Racing ein und versuchen mit ihrer Software das ultimativ realistische Fahrverhalten zu bieten.
Da geht es also um ein realitätsnahes Verhalten von Motoren, Reifen, Bremsen, Aerodynamik und mehr bei einer bis auf Millimeter detailgetreuen Nachbildung echter Rennstrecken. Das klingt nicht nur ambitioniert, es ist es auch. Der Kampf um die beste Fahrphysik ist allgegenwertig. Software ist deshalb ein sehr wichtiges Thema.
Eher selten erfolgt der direkte Einstieg aus dem Nichts in die Hardcore-Simulation. Vielmehr führt der Weg meist über etwas zugänglichere Titel, die in der Community oft als „Simcade“-Spiele bezeichnet werden. Sie sind also eine Mischung aus echter Simulation und auf Spaß getrimmten Arcade-Racern. Die wohl bekanntesten Simcade-Games sind die großen Rennspiele von Sony und Microsoft:
Im Jahr 1997 erblickte mit „Gran Turismo: The Real Driving Simulator“ ein neues Rennspiel das Licht der Welt. Weder Sony noch das Entwicklerstudio Polyphony Digital dürften damals geahnt haben, dass daraus eine große Reihe entstehen sollte. Seit geraumer Zeit ist mindestens ein neuer Teil pro Konsolengeneration der Playstation Gesetz. Mittlerweile bei Teil 7 angekommen, hat sich über die Jahre am Grundprinzip nichts geändert: Du startest mit wenig Geld für ein relativ langsames Auto, kämpfst dich über zahlreiche Meisterschaften nach oben und verdienst dabei immer mehr Geld, um dir bessere Fahrzeuge und Tuning-Upgrades zu kaufen. Die Fahrphysik hat zwar einige realistische Anleihen, verzeiht aber auch unsaubere Fahrten und kleinere Schnitzer. Über die Teile hinweg hat sich vor allem das Online-Racing immer weiter verbessert. Mit der „GT Academy“ gibt es sogar ein Förderprogramm von Nissan, womit Talente über das Spiel den Sprung in den echten Rennsport schaffen können.
2005, also einige Zeit nach dem ersten Gran Turismo, brachte Microsoft für die Xbox einen Konkurrenten auf die Strecke. Forza Motorsport sollte mit Hochglanzoptik, einer eigens entwickelten Fahrphysik und einem moderneren Look Fahrer*innen von der Sony-Konsole abwerben. So richtig hat das zwar nie funktioniert, Forza Motorsport konnte sich als Alternative für Xbox-Spieler*innen dennoch etablieren. Das Grundprinzip ist ähnlich zu Gran Turismo, denn auch in Forza Motorsport startest du klein und arbeitest dich langsam an die Spitze des Motorsport-Olymps. Dabei durchläufst du unterschiedlichste Rennklassen und befährst reale sowie fiktive Strecken. Sieben Teile gibt es von Forza Motorsport bereits. 2023 steht ein Reboot der Serie ohne Versionsnummer im Namen an.
Zwar bieten Gran Turismo und Forza Motorsport unzählige Autos, Strecken, Veranstaltungen und einige tolle Funktionen wie spektakuläre Foto-Modi und spaßige Herausforderungen, allerdings fühlt sich das Fahren merklich anders an als in einem echten Auto. Genau da setzt das echte Sim-Racing an. Hier gibt es keine zu verdienende Ingame-Währung, mit der du Autos kaufst, keine freischaltbaren Herausforderungen oder Strecken und selten einen echten Karrieremodus, schon gleich gar nicht mit Story. Vielmehr bekommst du ein Gerüst geboten, das voll auf Realismus setzt und den „Gaming“-Aspekt außen vor lässt. Vielmehr geht es darum, die notwendigen Tools zu bieten, damit du online gegen andere Fahrer*innen antreten kannst.
Assetto Corsa (PC, PS4/5, Xbox One/Series X & S)
Der Titel des italienischen Studios Kunos Simulazioni hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Bereits 2014 erschien die Simulation auf dem PC. Über die Jahre kamen Versionen für die Konsolen sowie einige Pakete mit zusätzlichen Autos und Strecken dazu. Immer wieder findest du die „Ultimate Edition“ mit dem gesamten Content im Angebot für weniger als zehn Euro. Assetto Corsa lohnt sich heute aber vor allem noch für den PC. Dort hast du Zugriff auf eine gigantische Auswahl an Mods – von Autos über Strecken bis hin zu optischen Verbesserungen. Dadurch ist die Software auch heute noch sehr beliebt und ein guter Einstieg in die Sim-Racing-Welt.
Assetto Corsa Competizione (PC, PS4/5, Xbox One/Series X & S)
Keine Fortsetzung, sondern ein Spin-off von Assetto Corsa, ist Competizione. Das entstand als offizielles Spiel zur SSO-Rennklasse GT3. Per kostenpflichtigem Zusatzinhalt kamen später auch noch GT4-Fahrzeuge dazu. Der Titel konzentriert sich also auf eine sehr geringe Anzahl an Rennfahrzeugen und die zu den Meisterschaften gehörenden Strecken. Was nach wenig Auswahl klingt, ist aber ein großer Vorteil. Kunos Simulazioni konnte sich so voll auf eine möglichst realistische Nachbildung konzentrieren. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten ist ihnen das auch sehr gut gelungen. Die Fahrzeuge verhalten sich nachvollziehbar, die Strecken sind detailgetreu modelliert. Assetto Corsa Competizione (ACC) ist ebenfalls immer mal wieder relativ günstig zu bekommen und auch für die Zusatzinhalte gibt es regelmäßige Rabatte. Hast du Lust auf GT-Fahrzeuge, führt kaum ein Weg an ACC vorbei.
Automobilista 2 (PC)
Das mittlerweile gescheiterte „Project Cars“ lebt in gewisser Weise in Automobilista 2 weiter. Das nutzt nämlich dessen technischen Unterbau. Das brasilianische Studio Reiza stellt darauf aber sein ganz eigenes Gerüst mitsamt zahlreichen Verbesserungen an der Fahrphysik. Der Titel bietet eine recht große Auswahl an Fahrzeugen unterschiedlichster Klassen, von Stock Cars bis hin zu Formel-Fahrzeugen. Im Vergleich zu vielen anderen Simulationen bietet Automobilista 2 einige Strecken und Rennklassen aus Südamerika, die es so sonst nirgends zu finden gibt. Magst du es also etwas spezieller, ist Automobilista 2 einen Blick Wert. Das gilt vor allem dann, wenn du in VR fahren willst. Die Umsetzung ist bei diesem Titel nämlich gut gelungen.
iRacing (PC)
Willst du dich vor allem auf den direkten Wettbewerb mit anderen Fahrer*innen aus aller Welt konzentrieren, dürfte iRacing die erste Wahl sein. Die Software ist voll auf virtuelle Meisterschaften in unterschiedlichsten Klassen ausgelegt – stets mit großen Online-Rennen im Blick. Bei iRacing brauchst du nicht lange nach Rennen zu suchen, denn das Interface zeigt dir anstehende Veranstaltungen übersichtlich an. Zuvor kannst du mit anderen trainieren. Ein großer Vorteil von iRacing ist außerdem das transparente iRating, eine Art Beurteilung deiner Pace, die dich mit Fahrer*innen deiner Stufe zusammenbringt. Außerdem gibt es ein Lizenz-System, dass an deine Fähigkeit gekoppelt ist. Fährst du fair und fehlerfrei, steigst du immer weiter auf und bekommst Zugriff auf immer mehr Veranstaltungen. Allerdings benötigst du dafür dann auch die passenden Autos und Strecken. Die kosten bei iRacing alle einzeln. Und dann wäre da noch die Abo-Gebühr für den Dienst. Günstig ist iRacing also nicht.
Tipp: Hol dir das iRacing-Abo über die Website. Hier gibt es immer wieder gute Angebote, auch für bestehende Accounts.
rFactor 2 (PC)
Ähnlich sieht das auch bei rFactor 2 aus. Der Titel gilt für viele bis heute als eine der realistischsten Simulationen. Allerdings gibt es kaum Basis-Content, du musst dir also viel zusammenkaufen und ‑sammeln. Das kann, auch dank des eher unübersichtlichen Interfaces, durchaus schwierig sein. Belohnt wirst du aber mit einer Simulation, die sich um Optik wenig und dafür umso mehr um die Technik schert. Besonders interessant ist rFactor 2 übrigens, wenn du die Formel E digital erfahren willst. Nur hier gibt es nämlich die volle Lizenz für Fahrzeuge und Strecken – allerdings auch nur gegen Aufpreis.
Assetto Corsa 2 (PC)
Kunos Simulazioni hat bereits bestätigt, an Assetto Corsa 2 zu arbeiten. Vielmehr noch ist sogar von einem Release im Frühjahr 2024 die Rede. Lange gilt es also im Idealfall nicht mehr zu warten. Viel bekannt ist über den Titel aber noch nicht. Sehr wahrscheinlich ist, dass es wieder zahlreiche Fahrzeuge und Strecken gibt, dass die Optik ähnlich wie bei Competizione oder sogar noch besser sein dürfte und, dass Kunos die Mod-Community nicht aussperrt – hoffentlich.
Le Mans Ultimate (PC)
Ähnlich wie Assetto Corsa Competizione die offizielle Simulation der GT3-Meisterschaften ist, soll Le Mans Ultimate das für die FIA World Endurance Championship sein. Dahinter steckt das Studio 397, das sich für rFactor 2 verantwortlich zeigt. Fahren kannst du in dem Titel sowohl die LMP2- als auch die GTE-Klassen. Und lass dich vom Titel nicht verwirren, denn die Rennen werden nicht nur auf dem Circuit de la Sarthe in Le Mans ausgetragen, sondern auch auf Strecken wie Monza, Spa-Francorchamps, Portimao und mehr.
Rennsport (PC)
Aus dem deutschen München kommt 2024 eine Simulation, die ähnlich aufgebaut sein soll wie Assetto Corsa Competizione. Statt zahlreichen Rennserien wird es also nur eine kleine Auswahl an Fahrzeugen aus der GT3-Klasse geben. Auch nur eine Handvoll Strecken ist zum Start verfügbar. Später sollen aber weitere Inhalte dazukommen. Wie das Team hinter Rennsport bereits angekündigt hat, steht das Thema „Digital Ownership“ im Fokus. Du bekommst Inhalte also nicht nur „geliehen“, wie das etwa bei Streaming-Diensten der Fall ist, sondern du besitzt sie auch wirklich. Entsprechend kannst du auch damit machen, was du willst, sie etwa weiterverkaufen.
Egal, ob du über die Simcade-Titel oder direkt über eine Simulation einsteigst: die Wahl der Software ist nur der Anfang einer vermutlich langen Reise. Mindestens genauso bedeutend ist nämlich die passende Hardware. Sim-Racing ist nämlich nicht für die Steuerung mit dem Controller gemacht, sondern entfaltet sein Potenzial erst mit einem Lenkrad und passendem Zubehör. Mehr dazu erfährst du schon bald in weiteren Artikeln zum Thema.
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