Mecha­nisch oder nicht: Tas­ta­tu­ren im Praxis-Vergleich

Eine Tas­ta­tur für den hei­mi­schen Schreib­tisch, als Ergän­zung zu einem Note­book oder Tablet, muss nicht viel kön­nen. Es geht nicht dar­um, lan­ge Tex­te zu tip­pen oder mög­lichst schnell reagie­ren zu müs­sen. Um ein paar Inter­net­adres­sen ein­zu­ge­ben und mal eine pri­va­te Mail zu schrei­ben, sind Rub­ber­do­me-Tas­ta­tu­ren voll­kom­men aus­rei­chend. Das war für mich schon vor dem Test klar und hat sich auch danach nicht verändert.

Beson­ders in Kom­bi­na­ti­on mit mobi­len Gerä­ten wie Tablets und Note­books ist die Tech­nik unschlag­bar, denn sie bie­ten einen gro­ßen Vor­teil: Es sind sehr kom­pak­te Bau­wei­sen mög­lich. Die K780 ist hier ein gutes Bei­spiel und lässt sich ohne Pro­ble­me im Ruck­sack ver­stau­en. Eini­ge Model­le bie­ten sogar beson­de­re Hal­te­run­gen für Tablets an oder las­sen sich magne­tisch an die­se hef­ten. Das Gefühl beim Tip­pen ist mit einer Rub­ber­do­me-Tas­ta­tur nicht unbe­dingt schlecht.

Einen ech­ten Vor­teil von einer mecha­ni­schen Tas­ta­tur habe ich hier nicht aus­ge­macht. Nicht uner­wähnt blei­ben soll­te aber, dass die Gerä­te durch die ver­bau­ten Kom­po­nen­ten lang­le­bi­ger sind. Die Mecha­nik hält schlicht­weg deut­lich mehr Anschlä­ge aus. Wer dar­auf Wert legt und mit den Ein­schrän­kun­gen bei der Kom­pakt­heit leben kann, wird auch im All­tag mit einer mecha­ni­schen Tas­ta­tur glücklich.

Der Vor­teil von Rub­ber­do­me-Tas­ta­tu­ren liegt für mich in ihrem Form­fak­tor. Auf­grund der Sili­kon- oder Gum­mi­mat­te, die unter­halb der Tas­ten liegt und die Ein­ga­ben emp­fängt, sind hier sehr fla­che Bau­wei­sen mög­lich, sie­he die K780 von Logi­tech oder das noch fla­che­re Magic Key­board von Apple. Des­sen keil­för­mi­ges Design ist an der schmals­ten Sei­te gera­de mal 4,1 Mil­li­me­ter hoch. Die gegen­über­lie­gen­de Sei­te ist mit 10,9 Mil­li­me­ter nur unwe­sent­lich dicker als ein iPho­ne 13 mit sei­nen 7,65 Mil­li­me­ter ­– ein Gegen­stand, den ich täg­lich in mei­ner Hosen­ta­sche tra­ge. Zum Ver­gleich: Die von uns getes­te­te Cor­sair K65 Mini ist an ihrer dicks­ten Stel­le 43 Mil­li­me­ter hoch – also fast vier Mal so hoch wie das Magic Key­board. An die­se Höhe, vor allem der Tas­ten, muss­te ich mich anfangs gewöh­nen. Gelöst habe ich den Höhen­un­ter­schied mit einer Hand­bal­len­auf­la­ge, auf der ich seit­her mei­ne Hand­ge­len­ke beim Tip­pen parke.

Ihr fla­ches Gehäu­se macht Rub­ber­do­mes hin­ge­gen für mobi­les Arbei­ten attrak­tiv. Ver­bin­de ich etwa ein iPad mit dem pas­sen­den Magic Key­board, wird das Tablet zu einem nahe­zu voll­wer­ti­gen Lap­top-Ersatz.  

Pri­vat nut­ze ich Rub­ber­do­mes aller­dings sel­ten oder nur, wenn ich kei­ne Alter­na­ti­ve habe. Die K780-Tas­ta­tur oder auch die des Mac­Book Pro eig­nen sich zwar durch­aus für schnel­les Tip­pen. Auch Zehn-Fin­ger-Schrei­ben ist dar­an kein Pro­blem. Aller­dings haben Rub­ber­do­mes den Nach­teil, dass ich durch den fla­chen Druck­punkt häu­fi­ger zu Tipp­feh­lern nei­ge. Dar­über hin­aus sind sie anfäl­li­ger für Aus­fäl­le. Ein biss­chen Staub unter mei­ner Mac­Book-Tas­ta­tur hat­te dafür gesorgt, dass sich die Leer­tas­te nicht mehr betä­ti­gen ließ. Und für Viel­schrei­ber nicht uner­heb­lich: Das Gum­mi einer Rub­ber­do­me neigt schnel­ler zu Mate­ri­al­er­mü­dung. Inso­fern grei­fe ich auch im All­tag – wann immer mög­lich – lie­ber zur mecha­ni­schen Variante.

Zwar ist die­ser Text auf der K780 getippt, aller­dings habe ich eini­ge Arti­kel auf einer mecha­ni­schen Tas­ta­tur ver­fasst. Die Ansprü­che im Office-Ein­satz sind meist unge­mein höher, in unse­rem Fall viel­leicht sogar noch mehr. Täg­lich tip­pen wir in der Redak­ti­on tau­sen­de Wör­ter. Dabei kommt es auf das Gefühl dabei an und die Lang­le­big­keit. In bei­den Punk­ten ist eine mecha­ni­sche Tas­ta­tur über­le­gen. 

Das ist schon bei jedem Anschlag zu spü­ren, denn Metall bewegt und klingt anders, als das bei Gum­mi der Fall ist. Die Tas­ten haben eine gewis­se „Schwe­re“, was fast ein wenig an eine Schreib­ma­schi­ne erin­nert. Das ist beim Schrei­ben sehr ange­nehm und sorgt schnell für einen guten Flow. Der ver­liert sich in der schwam­mi­gen Rück­mel­dung einer Rub­ber­do­me-Tas­ta­tur für mich zu schnell.

Ein wenig gewöh­nungs­be­dürf­tig, gera­de beim Umstieg von einer fla­chen Tas­ta­tur, sind die recht hoch­ste­hen­den Tas­ten. Dar­über kam ich aber recht schnell hin­weg und hat­te gera­de mit der Razer Hunt­s­man V2 viel Spaß beim Tip­pen. Dabei ist das Modell eigent­lich eher zum Spie­len aus­ge­legt. Die opti­schen Swit­ches wir­ken aber sehr prä­zi­se und das Voll­for­mat ist ohne­hin praktisch.

In hand­werk­li­chen Beru­fen legt man Wert auf gut ver­ar­bei­te­tes, lang­le­bi­ges Arbeits­ma­te­ri­al. Auch für mich ist eine Tas­ta­tur in ers­ter Linie ein Werk­zeug. Ich arbei­te täg­lich rund acht Stun­den damit und dar­an. Inso­fern ist es für mich uner­läss­lich, dass ich mich zu jeder Zeit auf die Prä­zi­si­on beim Erken­nen mei­ner Ein­ga­ben ver­las­sen kann. Nichts ist ärger­li­cher beim Tex­ten, als stän­dig in den Zei­len zurück­ge­hen zu müs­sen, um feh­len­de Buch­sta­ben zu ergän­zen oder Tipp­feh­ler aus­zu­mer­zen. Des­halb habe ich beim Start im Home­of­fice nicht nur mei­nen Arbeits­platz gewech­selt, son­dern auch mei­ne Tas­ta­tur.  

Zum einen ist eine mecha­ni­sche Tas­ta­tur weni­ger feh­ler­af­fin, zum ande­ren lässt sie sich leich­ter an die per­sön­li­chen Prä­fe­ren­zen anpas­sen. So gibt es unter­schied­li­che Swit­ches, die dem eige­nen Druck- und Tas­ten­ge­fühl ent­ge­gen­kom­men: von sehr lau­ten, har­ten Swit­ches, die an alte Schreib­ma­schi­nen erin­nern, bis hin zu nahe­zu stum­men, wei­chen Swit­ches, die sich mühe­los betä­ti­gen las­sen. Ein für mich nicht uner­heb­li­ches Kri­te­ri­um an eine Tas­ta­tur ist, dass ich jeden Tas­ten­druck als sol­chen wahr­neh­men möch­te. Bei Rub­ber­do­mes kann es schnell pas­sie­ren, dass ich wäh­rend des Tip­pens nicht sicher bin, die Tas­te über­haupt rich­tig betä­tigt zu haben. Ein mecha­ni­scher Schal­ter bestä­tigt mei­ne Ein­ga­be nicht nur durch die spür­ba­re Rück­fe­de­rung der Tas­te, son­dern auch durch die Akus­tik. Die­ser Arti­kel zum Bei­spiel ist auf der Cor­sair K65 Mini ent­stan­den, die ein sehr hel­les Kli­cken bei Tip­pen erzeugt. In einem Cubic­le-Büro könn­ten sich Kolleg*innen durch die hohe Laut­stär­ke, vor allem bei schnel­lem Schrei­ben, mög­li­cher­wei­se gestört füh­len. In Ein­zel­bü­ros oder eben im Home­of­fice muss ich dar­auf zum Glück kei­ne Rück­sicht nehmen.

Der größ­te Schwach­punkt der K65 Mini wäh­rend des Tests waren für mich die feh­len­den Pfeil­tas­ten. Zwar lie­ßen sich die­se mit U,H,J,K in Ver­bin­dung mit der FN-Tas­te simu­lie­ren. Ich bin mit die­ser Tas­ten­kom­bi­na­ti­on aber bis zuletzt nicht warm geworden.

Geht es um Gam­ing, sind prä­zi­se, schnel­le und deut­li­che Ein­ga­ben mit­samt ent­spre­chen­der Rück­mel­dung von Vor­teil. Ich selbst hat­te die Tas­ta­tu­ren bei drei Titeln im Ein­satz: „CoD: War­zo­ne“, „Lost Ark“ und „Halo: Infi­ni­te“. Gera­de bei den FPS-Titeln sind Prä­zi­si­on und Schnel­lig­keit gefragt. Zusätz­lich zur K780 habe ich hier noch mei­ne pri­va­te Razer Orna­ta hin­zu­ge­zo­gen, um einen fai­ren Ver­gleich zu bieten.

Schon nach rela­tiv kur­zer Zeit war für mich klar, dass ich auf eine mecha­ni­sche Tas­ta­tur wech­seln muss. Das Gefühl ist um ein Viel­fa­ches bes­ser als bei einem Rub­ber­do­me-Exem­plar. Das Feed­back der Swit­ches ist kla­rer, wodurch Fehl­ein­ga­ben kein The­ma mehr sind. Außer­dem hilft der kla­re Druck­punkt, an den ich mich schnell gewöhnt habe. Ich weiß immer, wann die Tas­te aus­löst, was etwa bei „Halo: Infi­ni­te“ eine gro­ße Hil­fe war.

Bei Run­den mit Freun­den gab es nur ein klei­ne­res Pro­blem, denn manch­mal klang die Tas­ta­tur durch die Geräusch­un­ter­drü­ckung des Voice-Chats. So war das Tip­pen etwas zu hören. Das hat nicht groß gestört, wäre aber sogar durch „Silence“-Schalter zu lösen. Weil mei­ne Spie­le­bi­blio­thek FPS-las­tig ist und ich ent­spre­chend nicht das vol­le For­mat brau­che, fand ich eine 60-Pro­zent-Tas­ta­tur ganz angenehm.

Bei Com­pu­ter­spie­len ent­schei­den Mil­li­se­kun­den über Sieg oder Nie­der­la­ge, ins­be­son­de­re wenn man online spielt. Klar, eine Tas­ta­tur macht aus mir auch kei­nen Esport-Pro­fi. Aber eine mecha­ni­sche Tas­ta­tur kann immer­hin dabei hel­fen, mei­ne Reak­ti­ons­ge­schwin­dig­keit zu ver­bes­sern. Ich habe die Tas­ta­tu­ren, ähn­lich wie Tho­mas, vor­ran­gig in Shoo­tern gegen­ein­an­der antre­ten las­sen. Was direkt auf­fällt: Dem hohen Ein­ga­be­tem­po hält die K780 von Logi­tech nur bedingt stand. Die fla­chen Tas­ten eig­nen sich bei häu­fi­gen Rich­tungs­wech­seln über W,A,S,D nicht für ange­neh­mes Drü­cken. Gera­de das Hal­ten einer Tas­te emp­fin­de ich als über­mä­ßig anstren­gend. Dar­über hin­aus kann es pas­sie­ren, dass Rub­ber­do­mes durch eine hohe Dau­er­be­an­spru­chung im Lau­fe der Zeit anfan­gen zu schwim­men, also an Prä­zi­si­on beim Drü­cken ein­bü­ßen. Auch die Logi­tech Pop Keys ist kei­ne Tas­ta­tur für län­ge­re Spiel­run­den. So sehr ich das außer­ge­wöhn­li­che Schreib­ma­schi­nen-Design zu schät­zen, so sehr sind die run­den Tas­ten beim Spie­len eher ein Hindernis.

Als Favo­rit ent­puppt sich auch hier die Cor­sair K65 Mini, aller­dings ist die Ent­schei­dung gegen­über der Hunt­s­man V2 nur knapp aus­ge­fal­len. Die opti­schen Schal­ter der Razer-Tas­ta­tur erzeu­gen ein ange­neh­mes tak­ti­les Gefühl mit ein­deu­ti­gem Feed­back – das weiß ich beim Spie­len sehr zu schät­zen. Die MX-Swit­ches, die Cor­sair von Cher­ry über­nimmt, kli­cken stär­ker, bie­ten aber einen glei­cher­ma­ßen sau­be­ren Druck­punkt. Ein Aspekt, bei dem die Hunt­s­man V2 gegen­über allen ande­ren Ver­gleichs­ge­rä­ten punk­tet: Sie ist ab Werk mit einer Hand­bal­len­auf­la­ge aus­ge­stat­tet. Wer schon mal län­ge­re Zeit am Stück an einer hohen Tas­ta­tur gear­bei­tet oder gespielt hat, weiß, wie sehr sich das auf die Hand­ge­len­ke aus­wir­ken kann.

Übri­gens bie­ten mecha­ni­sche Tas­ta­tu­ren einen wei­te­ren Vor­teil gegen­über Rub­ber­do­mes: Die Tas­ten las­sen sich mühe­los ent­fer­nen. So kannst du die Tas­ta­tur schnell von Staub, Krü­meln und Dreck befrei­en. Außer­dem ermög­licht dir der Aus­tausch der Tas­ten mehr Per­so­na­li­sie­rungs­op­tio­nen. Denn wie bei den Swit­ches gibt es auch bei den Tas­ten, also den Key­caps, Unter­schie­de in Grö­ße, Design und Hap­tik. Eini­ge Spie­le-Ent­wick­ler bie­ten pas­sen­de Key­caps zu ihren Spie­len an, sodass du die für das Spiel not­wen­di­gen Tas­ten leich­ter aus­fin­dig machen kannst. Aller­dings gibt es auch hier Fall­stri­cke: näm­lich das Tas­ta­tur­lay­out. Die­ses wird nach ANSI und ISO unter­schie­den, wobei letz­te­res haupt­säch­lich in Euro­pa zum Ein­satz kommt. Ob dei­ne Tas­ta­tur dem ISO-Stan­dard ent­spricht, erkennst du unter ande­rem an der gro­ßen Enter-Tas­te, die ent­fernt an ein umge­dreh­tes „L“ erin­nert. Soll­test du die Tas­ten an dei­ner Tas­ta­tur aus­wäh­len wol­len, ach­te dar­auf, das kor­rek­te Lay­out zu wählen.

Tas­ta­tur ist nicht gleich Tas­ta­tur ­– das gilt nicht nur über­ge­ord­net bei Rub­ber­do­me vs. mecha­ni­sche Tas­ta­tur, son­dern auch inner­halb letz­te­rer. Sofern du mit dem Gedan­ken spielst, auf ein mecha­ni­sches Key­board zu wech­seln, ist es rat­sam, dich vor­ab in das The­ma ein­zu­le­sen, um die Begrif­fe und Nuan­cen zu ver­ste­hen. Denn vie­le Her­stel­ler bie­ten nicht nur ver­schie­de­ne Tas­ta­tur-Model­le an. Die­se gibt es teil­wei­se noch­mals in unter­schied­li­chen Aus­füh­run­gen: So bie­tet Razer die Hunt­s­man V2 etwa mit kli­ckend opti­schen Swit­ches und mit line­ar opti­schen Swit­ches an. Zen­tra­les Merk­mal einer mecha­ni­schen Tas­ta­tur sind deren Swit­ches, also Schal­ter. Je nach Far­be bie­ten die­se ande­re Eigen­schaf­ten – und hier gibt es bei­na­he einen gan­zen Tusch­kas­ten an Swit­ches. Dazu kommt, dass vie­le Her­stel­ler, wie Razer, ihre eige­nen Schal­ter ent­wi­ckeln. Ande­re, wie Cor­sair, set­zen auf Zulie­fe­rer wie die stan­dar­di­sier­ten MX-Swit­ches von Cher­ry. Eine gewis­se „Far­ben­leh­re“ bei den Schal­tern der mecha­ni­schen Tas­ta­tu­ren kann dir bei der Suche nach dem opti­ma­len Ein­ga­be­ge­rät hel­fen. Weil alle Theo­rie aber die Pra­xis nicht erset­zen kann, ist viel­leicht der ein­fachs­te Weg, die pas­sen­den Swit­ches zu fin­den, die­se in einem Sam­ple-Pack aus­zu­pro­bie­ren. So kannst du dich ver­gleichs­wei­se güns­tig an unter­schied­li­che Swit­ches herantasten.