Habe ich mich selbst akzeptiert und lieben gelernt oder kann ich nur entspannter mit meinem Körper umgehen, weil ich einen Partner habe und nicht mehr an mir arbeiten muss?

Die meisten meiner Posts für diesen wunderbaren Blog sind eine Art Geständnis. Darin verarbeite ich auch Erinnerungen von früher. So entstehen interessante Gedankenspiele, in denen die Vergangenheit und die Gegenwart miteinander agieren. In diesem Post geht es vor allem um das Thema Selbstakzeptanz und ob wir sie durch unseren Partner einfacher erreichen oder uns lediglich wohler beim „sich gehen lassen“ fühlen.
Selbstliebe als Single lernen vs. sich gehen lassen mit Partner:

Dauer-Diät, um einen Mann zu finden
Meine Mutter war fast 3 Monate bei mir zu Besuch. Eine sehr intensive, aber wunderbare und erkenntnisreiche Zeit. Sie erzählt immer Geschichten von mir als Kind. Und eine dieser Geschichten passte zu einem Gefühl, das ich in letzter Zeit öfter hatte. Zweifel am Thema Selbstakzeptanz. Die Geschichte meiner Mutter lautet: Als ich etwa zehn Jahre alt war, machte meine Mutter ständig Diäten oder probierte eine neue Ernährungsumstellung aus. Gesundheit und Essen waren bei uns immer ein Thema und sogar eine gewisse Besessenheit. Sie erzählte, dass ich mehr als einmal zu ihr sagte: “Mama, warum machst du eine Diät? Du bist doch schon verheiratet!” Es schockiert mich richtig, dass ich schon so früh mit so seltsamen Ideologien konfrontiert war. Als wäre es das Ziel einer Frau, verheiratet zu sein und bis zum Erreichen dieses Ziels den eigenen Körper zu trimmen. Diese Denkweise ist ganz weit weg von dem, wofür ich heute stehe.
Hübsch sein, nur um einem Mann zu gefallen und wenn das erledigt ist, dann darf man sich endlich so lieben, wie man wirklich ist? Meine Mutter lachte, als ich ihr meine Gedanken schilderte, und das war wahrscheinlich das erste Mal, dass sie mir einen Vortrag über Selbstliebe hielt und wie wir Dinge für uns selbst tun sollten und nicht für die Menschen um uns herum. Das hat mich hellhörig gemacht. Denn schließlich sind meine Eltern schon sage und schreibe 47 Jahre zusammen und immer noch verliebt.

Mit Jogginhose & ungeschminkt in der Beziehung
Doch nun zur Gegenwart: Seit Tagen bin ich in Jogginghosen unterwegs. Nein, kein cooles Fashion-Item, sondern eher Klamotten, mit denen man das Haus streichen könnte. Ich habe meine grauen Haare wild wachsen lassen und nicht überfärbt. Meine sogenannte Salz-und-Pfeffer-Frisur. Ich habe mich die längste Zeit meines Lebens nicht geschminkt. Ich, ohnehin schon eine kurvige Frau bin, habe es mir gut gehen lassen und wie verrückt gekocht und gegessen. Um auf den Punkt zu kommen: Ich habe fünf Kilo zugenommen. Und ich bin total zufrieden damit, mit allem. Jetzt werden natürlich Stimmen laut, die fragen: Ist das wirklich so?
Hier geht’s zu Tatis Looks:
Mein Kopf reagiert darauf mit erneuten Zweifeln: Habe ich aufgehört, mich richtig um mich zu kümmern, seit ich in einer festen Beziehung bin? Ja, ich habe mich gehen lassen. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich mich tatsächlich entspannt, nachdem ich geheiratet habe. Der Druck zu gefallen, war weg. Das Gefühl, akzeptiert zu werden, hat mich lässiger werden lassen. Aber die Selbstakzeptanz kam nicht erst mit meinem Partner. Schon vor langer Zeit habe ich mich so akzeptiert, wie ich bin: klein, rund, schwer und trotzdem gut aussehend.
Aber ich muss auch zugeben, dass ich mich mit anderen Augen gesehen habe, seit mein Partner – die Person, die ich liebe und die mich liebt – mich und meinen Körper so akzeptiert wie er ist. Es gibt keine blöden Kommentare über meinen Look, meine Figur, meine grauen Haare oder mein ungeschminktes Gesicht. Er will nicht, dass ich mich extra für ihn schön mache oder mich verändere. Das ist etwas Außergewöhnliches, das ist Liebe! Ich habe auch schon andere Erfahrungen gemacht. Diese schildere ich in meinem Post „Trennungsgrund: Übergewicht“.


Wahre Selbstliebe hat nichts mit dem Partner zu tun
Diese Liebe führt dazu, dass ich mich und meine Gewohnheiten anders wahrnehme. Aber obwohl ich mich geborgen und geliebt fühle, gibt es Momente, in denen ich meine Selbstakzeptanz und Selbstliebe infrage stelle. Jede Medallie hat zwei Seiten, das gilt auch für eine Beziehung: Auf der einen Seite gibt sie dir Sicherheit und das Gefühl, akzeptiert und geliebt zu werden. Auf der anderen Seite sollte man zuerst sich selbst akzeptieren, seine Fehler, seine Schwächen. Das ist nicht leicht, weil man oft viel kritischer mit sich selbst ist, als es beispielsweise der Partner ist. Es stimmt also, dass man sich wohler durch eine Beziehung fühlt und man sich aufgrund der Sicherheit entspannen und sich etwas gehen lassen kann. Wenn du dich und dein Gewicht, deinen Körper, deine Silhouette aber nicht lieben lernst, dann nützt dir auch die Akzeptanz deines Partners nichts. Versuche, dich durch seine Augen zu sehen und nicht mit deinem kritischen Blick auf jeden vermeintlichen Makel.

Fazit: Sich selber lieben, aber trotzdem an sich arbeiten
Es geht nicht darum, deinem Partner zu gefallen oder einem Idealbild der Gesellschaft zu entsprechen. Es geht darum, dich selbst zu lieben und deinem Körper etwas Gutes zu tun. Dafür habe ich folgende Vorsätze gefasst: Ich werde keine Diäten machen, aber ich werde meinen Körper weiter bewegen, Sport treiben und tanzen. Nicht um abzunehmen, sondern um gesund und in Schwung zu bleiben. Für mich, meine Tochter und meine Familie. Ich werde mich in Sachen Kleidung etwas mehr bemühen. Für MICH SELBST, um mir selbst zu gefallen, mich schön zu fühlen und um mir etwas Gutes zu tun! Und dann im zweiten Schritt auch als Wertschätzung für meinen Partner und die Welt um mich herum. Ich werde das, was ich habe und was ich bin, mehr schätzen, anstatt mir ein lächerliches Ideal als Ziel zu setzen. Fakt ist: Manchmal setzen wir unsere Standards absichtlich zu hoch, um zu rechtfertigen, dass wir gar nicht erst versuchen, sie zu erreichen. Arbeite jeden Tag daran, die bestmögliche Version von dir selbst zu sein und dich ein Stück mehr zu lieben. Aber nur nach deinen eigenen Regeln.
Wie arbeitest du an deiner Selbstakzeptanz und hast du ähnliche Erfahrungen gemacht?
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