Erdöl ist allgegenwärtig. Ein Leben ohne diesen Rohstoff – kaum vorstellbar. Doch was ist Erdöl, wofür brauchen wir es und was hat das Ganze eigentlich mit Nachhaltigkeit zu tun?

Es steckt in Kosmetikprodukten, Medikamenten, Farben, Plastik, Kaugummi und gilt weltweit als wichtigste Energiequelle und Treibstoff: Erdöl begegnet uns jeden Tag an unzähligen Stellen in zig verschiedenen Formen. Kein Wunder also, dass man es auch das „schwarze Gold“ nennt. Denn obwohl der schmierige, klebrige Rohstoff nicht annähernd so schön funkelt und glitzert – wertvoll ist Erdöl allemal. Es sichert nicht nur unsere moderne, bequeme Lebensweise, sondern beeinflusst auch im großen Stil die Wirtschaft weltweit. Doch die Erdölreserven schwinden und ist es erstmal verbraucht, dauert es mehrere Millionen Jahre, bis sich wieder neues gebildet hat. Dieses Wissen hat uns allerdings nicht davon abgehalten, den wertvollen Rohstoff beinahe bis „zum letzten Tropfen“ auszubeuten. Die Folgen? Verheerend. Der weltweite Kampf ums Öl sorgt für Leid, Kriege und Umweltverschmutzungen. Umso wichtiger ist es, dass wir versuchen, unseren eigenen Ölkonsum zu reduzieren und uns nach geeigneten Erdöl-Alternativen umsehen.
Erdöl – ein schwindender Rohstoff:
Was ist Erdöl?

Erdöl ist ein natürliches, in der Erdkruste vorkommendes Stoffgemisch aus mindestens 500 verschiedenen Verbindungen. Hauptbestandteile dieses bunten Chemie-Cocktails: Kohlenstoff und Wasserstoff. Entstanden ist es vor Millionen von Jahren aus den Überresten von Algen und winzigen Meerestieren, dem Plankton. Als diese abstarben und auf den Meeresgrund sanken, lagerten sich viele Schichten Schlamm und Sand darüber ab. Dadurch gab es keinen Sauerstoff und das Plankton konnte nicht verrotten. Es bildete sich letztendlich Faulschlamm, aus dem sich über Jahrmillionen unter hohem Druck und hoher Temperatur eine zähe, gelblich bis schwarz gefärbte Masse bildete – das Erdöl. Schon in der Steinzeit erkannten die Menschen den hohen Nutzen dieses Rohstoffs und befestigten mit dem Öl ihre Pfeilspitzen. Im Orient fand Erdöl im Schiffsbau Verwendung und bei den Ägyptern und Römern wurden beispielsweise Heilmittel daraus hergestellt. Ende des 19. Jahrhunderts, mit der Entwicklung des Verbrennungsmotors und der fortschreitenden Industrialisierung, stieg die Nachfrage nach Erdöl rasant an. Und ist bis heute ungebrochen.
Warum brauchen wir Erdöl?

Leicht überspitzt, aber wahr: Weil wir es geschafft haben, uns von Erdöl abhängig zu machen. Als wichtiger Treibstoff der Industriegesellschaft hat es uns maßgeblich zu materiellem Wohlstand verholfen. Und, weil wir auf unseren Luxus nicht verzichten wollen, benötigen wir immer mehr von dem Rohstoff: Jedes Jahr werden weltweit etwa 3,5 Milliarden Tonnen Erdöl zu Tage gefördert. Durstige Abnehmer sind nicht nur – wie oft vermutet – der Verkehrssektor (Kraftstoff wie Benzin) oder Energieversorger (Heizöl): Rund 95 Prozent aller Alltagsprodukte beinhalten Erdöl oder haben dieses zumindest als Basis. Als wichtigster Rohstoff in der Chemieindustrie steckt es nicht nur in Medikamenten wie beispielsweise Aspirin, sondern auch in Plastik, PET-Flaschen, in Schaumstoffen, Dichtungen, Computergehäuse, Displays, in Kosmetika wie Duschgel, Waschmittel, Lippenstiften oder in allen möglichen Büro- oder Haushaltsprodukten wie Druckerpatronen, Farben oder Kerzen – die Liste ist endlos. Erdöl ist nahezu überall enthalten. Auch, wenn es mittlerweile einige Alternativen gibt, viele Produkte lassen sich mit Hilfe von Erdöl leichter und vor allem kostengünstiger herstellen. Das macht die Abkehr von dem schwindenden Rohstoff umso schwieriger. Übrigens: Auch erneuerbare Energien brauchen Erdöl: Um in Bewegung zu bleiben, benötigen Windräder jedes Jahr zwischen 500 und 600 Liter Schmieröl.
Wo und wie kommen wir an Erdöl?

Es ist nicht gerade leicht, an Erdöl zu kommen: Zunächst einmal müssen die Orte gefunden werden, an denen Erdöl überhaupt in ausreichenden Mengen vorkommt. Dafür untersuchen beispielsweise Geologen die Gesteinszusammensetzung oder messen die Tiefe von Gesteinsschichten. Wenn letztendlich eine Lagerstätte für Erdöl ausfindig gemacht wurde, wird ein Bohrturm errichtet. Mit gewaltigen Bohrern wird dann bis zu 8.500 Meter tief nach dem „schwarzen Gold“ gegraben. Solange, bis man schließlich auf den wertvollen Rohstoff stößt und diesen dann mit einer Pumpe nach oben befördert. Die größten Erdölvorkommen gibt es in arabischen Ländern, in Venezuela, den USA, Kanada und Russland. In Deutschland wird in der Nordsee nach dem wertvollen Rohstoff gebohrt. Wenn die Erdöllager unter dem Meeresboden liegen, werden sogenannte Bohrinseln errichtet. Diese stehen auf riesigen Betonpfeilern und sind so groß, dass sogar Hubschrauber darauf landen können. Übrigens: In Rohform ist Erdöl für uns erstmal nutzlos. In einer Raffinerie muss das Öl erhitzt werden, um die unterschiedlichen Bestandteile zu verschiedenen Erdölprodukten wie Benzin, Diesel oder Heizöl zu verarbeiten.
Umweltprobleme durch Erdöl

Von der Suche über die Förderung, Verarbeitung, Transport bis hin zum Verbrauch: Erdöl hinterlässt an jeder Ecke dreckige Spuren. Und doch ist die Nachfrage nach Erdöl ungebrochen. Die Förderungsanlagen laufen auf Hochtouren. Wir suchen auch an immer abgelegeneren Orten nach dem „schwarzen Gold“ und werden dabei immer rücksichtsloser: Wertvolle Wälder werden für die Förderung gerodet, wir suchen tief unter der Meeresoberfläche, im Eis oder in der Wüste und verwandeln unberührte Naturlandschaften in Industrieanlagen. Die Folge: Lebensräume werden zerstört. Wahrscheinlich kennt jeder die Bilder von riesigen Ölteppichen im Meer, wenn es beispielsweise ein Leck oder einen Unfall auf einem Öltanker gab. Jedes Jahr gelangen so mehrere Tausend Tonnen Öl ins Meer und das verseucht nicht nur die Ozeane, sondern auch die Flüsse. Noch schlimmer sind die Folgen, wenn der Defekt direkt auf einer Bohrinsel ist: 2010 flossen bei einem Brand auf einer Bohrplattform im Golf von Mexico mehr als 700.000 Tonnen Öl ins Meer. Doch ein Unglück kommt selten allein: Die Ölpest verpestet nicht nur die Ozeane und lässt Vögel und Meerestiere qualvoll krepieren, sie bringt auch örtliche Fischer um ihre Existenz.

Lecks gibt’s übrigens auch beim Öl-Transport mittels Pipeline. Doch ganz egal wo oder wie das „schwarze Gold“ in die Umwelt gelangt – es verseucht dort ganze Ökosysteme und trägt so einen großen Teil zum Artensterben bei. Doch auch unser recht gedankenloser Umgang mit der Ressource bleibt nicht folgenlos. Ein Beispiel: Als Treibstoff in unseren Autotanks sorgt das Erdöl nicht nur dafür, dass wir voran kommen, sondern auch für große Mengen CO2. Die Treibhausgase gelangen in die Atmosphäre und treiben so den Klimawandel voran. Wie wir es auch drehen und wenden, wenn die Ölkonzerne weiterhin nur ihre Profitmaximierung im Blick haben, werden Umweltverschmutzung, Menschenrechtsverletzungen und Klimaerwärmung zu den unmittelbaren Auswirkungen gehören.
Erdöl-Alternativen

Ganz auf Erdöl zu verzichten ist ein lobenswerter Gedanke, aber sicherlich kaum umsetzbar. Trotzdem kann jeder von uns seinen persönlichen Verbrauch zumindest minimieren und so nicht nur seinen Alltag nachhaltiger gestalten, sondern oftmals auch gesünder. Viel einsparen können wir beispielsweise, wenn wir das Auto öfters mal stehen lassen und mehr Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Die Bewegung und frische Luft tun uns gut und gleichzeitig sparen wir jede Menge Erdöl und Geld. Aber auch Fahrgemeinschaften oder öffentliche Verkehrsmittel sind gute Alternativen und sorgen dafür, dass unser Benzin bzw. Dieselverbrauch deutlich gesenkt wird. Mit wenig viel erreichen, geht auch in den eigenen vier Wänden. Stichwort: Effizientes und nachhaltiges Heizen. Mit dem eigenen Verhalten lässt sich leicht etwas Erdöl (und darüber hinaus auch noch Geld) einsparen.

Hinterfrage außerdem dein eigenes Konsumverhalten: Wer es schafft, Plastik zu vermeiden, vermeidet gleichzeitig auch Erdöl. Versuche Einwegartikel zu vermeiden und öfters verpackungsfrei einzukaufen. Erdöl findet übrigens auch in Form von Kleidung ihren Weg zu uns. Statt synthetische Kunstfasern wie Elastan, Polyester und Co. sind natürliche Textilien bessere Alternativen. Grandioser Nebeneffekt: So gelangt gleichzeitig weniger Mikroplastik in die Umwelt und ins Meer. Das Gleiche gilt auch für Kosmetikprodukte auf Erdölbasis. Produkte, die beispielsweise ohne Paraffin auskommen, sind immer die bessere Wahl. Noch besser ist es, wenn du komplett auf Naturkosmetik umsteigst. Darüber freut sich nicht nur die Umwelt, sondern auch deine Gesundheit, da in konventioneller Kosmetik oftmals fragwürdige Stoffe stecken. Wie du siehst: Es gibt jede Menge Möglichkeiten, mit denen jeder von uns seinen persönlichen Ölkonsum minimieren kann.
Fazit

Kaum ein anderer Rohstoff hat unser Leben so sehr geprägt wie Erdöl. Es transportiert uns, kleidet uns, wärmt uns, es bildet die Basis für technische Geräte, Kunststoffe, Arzneimittel oder Düngemittel. Ob wir es wollen oder nicht: Erdöl bestimmt unseren Alltag. Und doch: Mit jeder neuen Bohranlage, jedem verfeuerten Liter Öl wird die Umwelt mehr und mehr zerstört. Und selbst diejenigen, die sich nicht für mehr Nachhaltigkeit begeistern lassen, müssen sich früher oder später nach Alternativen umsehen, denn früher oder später wird die Quelle des „schwarzen Goldes“ versiegen. Erdöl wird knapp. Schwenken wir nicht um, wird irgendwann nicht nur die Ressource vollkommen erschöpft sein, sondern es werden auch zahlreiche Ökosysteme zerstört sein. Auch, wenn es unangenehm ist, müssen wir uns immer wieder mit den Gefahren und den Folgen konfrontieren. Und uns vor allem darüber bewusst werden, dass Umwelt- und Klimaschutz bei uns selbst anfängt.
Keine Kommentare vorhanden.