Immer mehr, immer billiger und meist immer schneller im Müll – Kleidung ist in den letzten Jahren zum Wegwerfprodukt geworden. Nachhaltige Mode tickt allerdings anders: Sie bietet eine Alternative zur kurzlebigen „Fast-Fashion“ und deren schädlichen Folgen für Mensch und Umwelt. Hier findest du alle Infos rund um ökologische Kleidung, die besten Labels und Siegel für Bio-Mode oder faire Produktion.

Ökologische Kleidung erkennen und „besser“ shoppen:
Warum nachhaltige Mode besser ist
Eine Hose für unter 10 Euro? Fast Fashion macht es möglich. Und obwohl fast jeder von uns Klamotten besitzt, die quasi noch nie getragen wurden, kauft jeder Deutsche im Schnitt etwa 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr. Die meisten davon werden nur noch halb so lange getragen wie noch vor einigen Jahren. Kleidung wird zur Wegwerfware. Und so günstig die Kollektionen bei uns zu kaufen sind, gezahlt wird der Preis am anderen Ende der Welt: in den Textilfabriken. Hier wird die Billig-Kleidung unter meist menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt , ganz zu schweigen von der Umweltverschmutzung, die während der Produktion entsteht. Da ist die Frage berechtigt: Muss das wirklich sein? Nein, muss es nicht und Slow Fashion lautet die Alternative.

Slow Fashion ist dabei nicht nur eine Gegenbewegung zur konventionellen Fast-Fashion, sondern noch viel mehr. Es ist ein Bewusstsein, eine Haltung und steht letztendlich für hochwertige, nachhaltige und faire Mode. Dass diese nicht zu Dumping-Preisen produziert werden kann, ist selbstverständlich. Lohnen tut es sich trotzdem – nicht nur ethisch betrachtet, sondern auch für unseren Geldbeutel. Nicht umsonst lautet eine Binsenweisheit: Wer billig kauft, kauft zweimal. Also lieber etwas mehr Geld in qualitative, langlebige Kleidung investieren, statt ein billiges Teil nach ein paar Mal tragen wegzuwerfen und ständig neu kaufen zu müssen.

Das Schöne: Immer mehr Modedesigner schließen sich der Slow-Fashion-Bewegung an. Sie schaffen nachhaltige Mode, die weder altbacken noch unbequem ist. Diese modernen Looks sind meist minimalistisch clean gehalten, zeitlos geschnitten und können daher vielseitig kombiniert werden. So können mit nur wenigen Kleidungsstücken viele unterschiedliche Outfits zusammenstellt werden – je nach Lust, Laune und Jahreszeit.
Ist Bio-Mode gleichzeitig faire Mode?
Ökologische Kleidung wird auch immer fair produziert, richtig? Falsch! Einer der größten Irrtümer beim Thema Nachhaltigkeit ist, das Bio oft mit Fair Trade gleichgesetzt wird. Doch auch wenn Mode nachhaltig hergestellt wurde, bedeutet das nicht automatisch, dass die Arbeitsbedingungen der Angestellten fair sind.

Die wichtigsten Unterschiede zwischen Fair-Trade-Mode und Bio-Kleidung:
Fair Trade | Bio |
soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit | ökologische Nachhaltigkeit |
fördert Entwicklung von benachteiligten Kleinbauern und Arbeitern | nachhaltige Produktion unabhängig von Betriebsgröße, kein Fokus auf abhängige Beschäftigte |
keine staatliche Definition/Regelung des fairen Handels | zunehmend staatlich geregelt, z.B. durch die EU-Bio-Verordnung |
(Quelle: Fairtrade Deutschland)

Zusammengefasst bedeutet das: Wer Bio-Mode kauft, unterstützt beispielsweise den ökologischen Anbau und die umweltbewusste Verarbeitung von Rohstoffen wie Baumwolle. Dabei kommen keine schädlichen Chemikalien oder gentechnisch verändertes Saatgut zum Einsatz. Fair-Trade-Siegel stehen hingegen nicht für ökologisch einwandfreie Produktion, sondern oft nur für sozial gerechte Arbeitsbedingungen und geregelte Abnahmepreise. Wichtig ist, dass letztendlich beides – Nachhaltigkeit und Fair Trade – zusammenkommt. So werden die Umwelt, die Fabrikarbeiter und letztendlich auch die Verbraucher gleichermaßen geschützt.
Wie erkenne ich faire und ökologische Kleidung?
Zwar wächst das Angebot nachhaltiger Kleidung zusehends, schwierig bleibt es trotzdem, sie auch als solche zu erkennen. Denn das Problem liegt darin, dass es derzeit kein umfassendes Siegel gibt – weder für ein Produkt noch für ein ganzes Unternehmen – welches garantieren kann, dass die Kleidungsstücke fair zu Umwelt und Menschen hergestellt sind. Im Klartext heißt das: Im Grunde muss man als Verbraucher selbst entscheiden. Es gibt allerdings ein paar Siegel, die für hohe Umweltstandards oder faire Arbeitsbedingungen stehen und so bei der Entscheidung helfen können.
Hier ein paar Siegel-Beispiele für nachhaltige Kleidung:

- Global Organic Textile Standard (G.O.T.S): Seit 2006 wird der G.O.T.S in zwei Abstufungen vergeben. Er kennzeichnet Textilien, die zu mindestens 70 Prozent aus ökologischen Fasern bestehen. Hierbei steht der gesamte nachhaltige und faire Produktionsprozess, vom Anbau bis zur fertigen Ware, im Fokus.

- Cotton made in Africa: Der CmiA-Standart wurde 2005 ins Leben gerufen und steht seitdem für zu 100 Prozent nachhaltige, in Afrika produzierte Baumwolle. Cotton made in Africa macht sich aber nicht nur für den Schutz der Umwelt (z.B. durch den Ausschluss gentechnisch veränderter Baumwolle), sondern auch für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen hunderttausender afrikanischer Baumwollbauern stark.

- Fairtrade Cotton: Dieses Siegel kennzeichnet in Deutschland seit 2008 Bio-Mode, die gentechnikfrei und ohne bestimmte bedenkliche Pestizide hergestellt wird. Die Baumwolle wird den Bauern zu einem Mindestpreis abgekauft und unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen weiterverarbeitet. Wichtig ist der Unterschied zwischen dem eingetragenen Begriff Fairtrade und der allgemeinen Bezeichnung Fair-Trade, die den fairen Handel an sich beschreibt. Das Siegel hat eigene Standards.
Was sagt das Etikett über die Kleidung?
Leider nicht sehr viel. Denn selbst wenn dort „Made in Germany“ steht, heißt das nicht automatisch, dass das Kleidungsstück auch in Deutschland genäht worden ist, sondern eigentlich nur, dass es in Deutschland mit einem Etikett versehen worden ist. Ein Etikett kann deswegen kein Beweis dafür sein, dass die Produktion für ein Teil unter fairen und menschenwürdigen Bedingungen abgelaufen ist.
Kann ich mich am Preis orientieren?
Auch teure, noble Markenprodukte werden oft unter katastrophalen Bedingungen und Hungerlöhnen hergestellt. Der Preis sagt somit nichts über die Produktionsbedingungen aus und ist kein Merkmal, an dem man sich orientieren kann, wenn es um ökologische Kleidung geht.

Kinderarbeit vermeiden
Kein Nachhaltigkeitssiegel, aber ein nützliches Tool, um Fair-Trade-Produkte online zu kaufen: Mit dem kostenlosen aVOID-Plug-in schützt du dich gegen Produkte von Firmen, die möglicherweise mit Hilfe von Kinderarbeit hergestellt wurden. Das Tool nutzt Daten der „Aktiv gegen Kinderarbeit“-Kampagne des earthlink e.V. als Grundlage für seine Analyse und schließt nicht nur Produkte von Unternehmen aus, bei denen Fälle von Kinderarbeit nachgewiesen wurden, sondern auch solche, die unter dem Verdacht stehen.

Noch mehr Nachhaltigkeit: Pflegen, Reparieren und Secondhand
Doch Nachhaltigkeit hört nicht beim Kauf von fair und ökologisch produzierter Kleidung auf. Entscheidend ist auch, wie du mit deinen Klamotten umgehst. Übermäßiges Waschen solltest du beispielsweise vermeiden, denn es strapaziert Textilien, lässt Farben verblassen und belastet Kläranlagen und die Umwelt mit Chemikalien. Nicht zu vergessen sind der Energieaufwand und Wasserverbrauch: Neue Waschmaschinen verbrauchen beispielsweise pro Waschgang durchschnittlich 49 Liter, ältere Modell sogar bis zu 84 Liter. Es ist also nicht nur ratsam, weniger zu waschen, um Kleidung zu schonen, sondern auch, um Wasser zu sparen. Gut zu wissen: Oft reichen Kurzwasch- oder Öko-Programme mit niedrigen Temperaturen vollkommen aus, damit die Wäsche sauber wird.

Nachhaltiger und bewusster Konsum zeichnet sich aber auch dadurch aus, dass Kleidung bei kleineren Schäden nicht sofort in der Tonne landet. Das Motto lautet: Reparieren statt wegwerfen. Denn das spart nicht nur Ressourcen und Abfall, sondern auch bares Geld. Du hast dich an einem Kleidungsstück satt gesehen? Immer noch kein Grund, um es loszuwerden, denn du kannst ungeliebte Klamotten per Upcycling ganz einfach umgestalten. Du möchtest dich trotz allem von ein paar Teilen trennen? Dann sind Kleiderspenden wie Platz schaffen mit Herz eine gute Möglichkeit und eine echte Win-Win-Situation: Denn mit der OTTO-Kleiderspende kannst du das ganze Jahr über deine ausgemusterten Lieblingsteile wegschicken und unterstützt damit gemeinnützige Organisationen und Projekte.
Labels für nachhaltige Mode
Zwar hatte Bio-Mode lange einen schlechten Ruf (denn wie sollte etwas modern und trendy sein, das auf Langlebigkeit ausgelegt ist), doch heute beweisen viele Öko-Labels, dass faire Kleidung alles andere als unmodisch ist und dass du nur klug kombinieren musst, um immer en vogue zu sein.


ARMEDANGELS
Das Modelabel ARMEDANGELS steht für Nachhaltigkeit und ist ebenfalls Fairtrade zertifiziert. Martin Höfeler und Anton Jurina gründeten es 2007 und setzen seitdem auf nachwachsende Rohstoffe, recycelte Materialien, faire Löhne und sichere Arbeitsbedingungen. Sie verzichten auf Rohstoffe, bei denen Gentechnik, Pestizide und Nervengift eingesetzt werden. 90 Prozent der Kollektionen sind zudem vegan.
Nachhaltige Mode von ARMEDANGELS findest du hier:
TRIGEMA
Nachhaltige, ökologische Kleidung hat sich auch TRIGEMA auf die Fahne geschrieben. Das Traditionshaus produziert ausschließlich in Deutschland. Arbeitsverhältnisse und Qualität sind auf Langfristigkeit ausgelegt. Durch umweltschonende Herstellungsverfahren ist die Bio-Kleidung absolut schadstofffrei und wird mit dem Gütesiegel Öko-Tex-Standards 100 ausgezeichnet. Die Öko-Linie Trigema Change verfolgt das Cradle-to-Cradle-Prinzip: Die Textilien lassen sich zu 100 Prozent kompostieren.
TRIGEMA gibt es auch auf OTTO:
7clouds
2018 bekam das Label 7clouds den „ethical style“-Award. Die Schweizer produzieren Taschen und Rucksäcke aus Bio-Baumwolle und pflanzlich gegerbtem Leder. Der gesamte Herstellungsprozess unterliegt strengen Kriterien, die darauf ausgelegt sind, die Umwelt zu schonen und den Angestellten der Manufaktur in Kalkutta sichere Arbeitsbedingungen und faire Löhne bieten zu können.
Die Taschen von 7clouds gibt es hier:
Neben diesen Eco-Fashion-Labels entdecken aber auch große Markten wie Bench, Tom Tailor und KangaROOS nachhaltige Mode für sich. adidas macht einen ersten wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Der Sporthersteller kooperiert mit der Umweltschutzorganisation Parley for the Oceans und macht sich gegen Plastikmüll in den Meeren stark. Zusätzlich zu Aufklärungs- und Kommunikationsarbeit steht auch Recycling auf der Agenda.

adidas produziert hochwertige Laufschuhe und Kleidung, die aus gesammelten Plastikabfällen bestehen. Zudem soll der jährlich stattfindende Laufevent „Run For The Oceans“ im großen Stil auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam machen. Das langfristige Ziel: Nachhaltige Mode ohne unrecycelte Kunststoffe in der Lieferkette, dafür mit innovativen, ökologischen Materialien.
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